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Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Band 65 (2004)

Toleranz und ethnische Minderheiten in Deutschland und Europa. Wissenschaftliche Konferenz

trafo verlag 2004, 119 S., ISBN (10) 3-89626-491-5, ISBN (13) 978-3-89626-491-6, 17,80 EUR

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Inhalt

Jörg Roesler: Vorwort 7

 

Eröffnung

Lothar Ebner: Oranienburg und das Nachdenken über Toleranz 11

Lothar Kolditz: Entwicklung von Toleranz 19

 

Beiträge

Jörg Roesler: Toleranz und ethnische Minderheiten im sich vereinigenden Europa 27

Ronald Lötzsch: Toleranz und Intoleranz gegenüber nationalen und sprachlichen Minderheiten in europäischen Staatsnationen 55

Dirk Rochtus: Toleranz in Belgien: institutionell gewährleistet, praktisch erlebt 77

Rita Röhr: Toleranz als Voraussetzung für effektives Arbeiten? Polnische Pendler in DDR-Betrieben 1966–1991 93

Martin Walde: Der Umgang mit der sorbischen Minderheit in den neuen Bundesländern - eine Frage der Toleranz? 103

 

Nachtrag zum ersten Toleranzband

France Bernik: Über Toleranz und Dialog 115

 

 

Vorwort

Im ersten Band der „Sitzungsberichte", den die Leibniz-Sozietät der Toleranzproblematik gewidmet hatte (Band 56, Jahrgang 2002, Heft 5), kündigte der Herausgeber an, dass der ersten Konferenz weitere folgen sollten.

Der „Arbeitskreis Toleranz", Resultat einer Gemeinschaftsinitiative der Mittelstandsvereinigung Oberhavel (MVO), Oranienburg und der Leibniz-Sozietät, hatte sich in diesem Sinne für das Jahr 2003 zur Diskussion von Toleranzproblemen zwischen ethnischen Mehrheiten und Minderheiten entschieden. Zeitlich sollte das Thema möglichst nahe an die Gegenwart herangebracht, aber doch so gestaltet werden, dass praktische Erfahrungen des Umgangs der Völker miteinander über einen genügend langen Zeitraum dargestellt und analysiert werden können.

Die Vorträge der am 25. Oktober 2003 durchgeführten Konferenz wurden von Naturwissenschaftlern und Geisteswissenschaftlern, vertreten durch Historiker, Linguisten, Volkskundler und Wirtschaftswissenschaftler, gehalten — ein Ausdruck der von der Leibniz-Sozietät gepflegten Interdisziplinari-tät der wissenschaftlichen Arbeit. Die Beiträge beschäftigten sich überwiegend mit den Toleranzproblemen autochthoner, d.h. seit einigen Generationen in einem bestimmten Gebiet lebenden ethnischen Minderheiten, einem nach Auffassung des Europäischen Parlamentes (Stauffenberg-Be-richt) konstitutiven Merkmal nationaler Minderheiten. Darüber hinaus wurden in einem Konferenzbeitrag auch Toleranzprobleme einer allochthonen Minderheit - von polnischen Pendlern in den DDR-Grenzstädten an Oder und Neiße - vorgestellt und diskutiert.

Geographisch erwies sich für eine Konferenz „Toleranz und ethnische Minderheiten" die Eingrenzung der Beitragsauswahl auf Europa als zweckmäßig. Das bedeutet nur bedingt eine räumliche Einschränkung der Untersuchung der Chancen und Grenzen von Toleranz zwischen Ethnien, da sich auf diesem Kontinent vor allem seit Beginn des letzten Jahrzehnts des vorangegangenen Jahrhunderts die Globalisierung im Bereich der Minderheitenpolitik vor allem als „Europäisierung" der traditionell im Verantwortungsbereich des Nationalstaates liegenden Beziehungen zwischen Minderheiten und „Staatsnation" bemerkbar machte.

Der vorliegende Band enthält die Materialien der zweiten gemeinsam von der Leibniz-Sozietät und dem Mittelstandsverband Oberhavel in Oranienburg durchgeführten Toleranzkonferenz: die zwei Grußworte der Präsidenten dieser Einrichtungen, das Hauptreferat von J. Roesler und die sich daran anschließenden Beiträge. Die Reihenfolge im Band entspricht der des Vortrags. Eine Ausnahme wurde gemacht: Der Beitrag von Dr. Hannelore Lehmann „Konfessionswechsel der Hohenzollern 1613 und Toleranzproblematik vor dem Hintergrund der , Zweiten Reformation' im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert" wird, da er sich inhaltlich mehr in die für eine Konferenz im Jahre 2004 vom Arbeitskreis anvisierte Thematik „Toleranz und Religion" einfügt, in diesem Band noch nicht veröffentlicht. Inhaltlich eher zur Thematik der ersten gemeinsamen Toleranzkonferenz gehört der als „Nachtrag" beigefügte Beitrag des Senatsmitgliedes der Europäischen Akademie Sloweniens, France Bernik. Der Wissenschaftler wurde im Sommer 2003 als Mitglied der Leibniz-Sozietät zugewählt.

In Auswertung der ersten gemeinsamen Toleranzkonferenz hatte der Arbeitskreis bei der Organisierung der Tagung zu „Toleranz und Minderheiten in Deutschland und Europa" auf eine allzu gedrängte Tagesordnung verzichtet, so dass nach jedem Beitrag genügend Möglichkeit zur Diskussion gegeben war. Äußerst lebhaft wurde diese nach dem Vortrag von Rita Röhr, als in Zusammenhang mit der Analyse der Beziehungen zwischen deutschen und polnischen Werktätigen in VEBs an Oder und Neiße sich die Diskussion der Thematik „Der Platz der Toleranz in Beziehungen zwischen Management und Beschäftigten von Wirtschaftsunternehmen" zuwandte und damit unversehens die Tür für ein weiteres, zukünftig zu analysierendes Feld der Wirksamkeit von Toleranz aufgestoßen wurde.

Hinsichtlich der Grenzen der Toleranz in den Beziehungen von ethnischen Minderheiten und Mehrheiten wurden von den Referenten nur graduell unterschiedliche Auffassungen vorgetragen. Stärker gingen diese Auffassungen darüber bei den Diskutanten auseinander. Was die schriftliche Fassung der Beiträge betrifft, so wurde den Referenten — im Rahmen der von der Redaktion der „Sitzungsberichte" vorgegebenen Regeln - die Möglichkeit unterschiedlich dichter Belegung der Aussagen in den Texten mit Literaturangaben zugestanden.

Wir danken abschließend allen, die sich bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der zweiten gemeinsamen Toleranzkonferenz eingesetzt haben. Von den Mitgliedern und Mitarbeitern des Mittestandsverbandes Oberhavel, die für ein angenehmes Konferenzumfeld sorgten und auch den vorliegenden Band sponserten, seien einige namentlich genannt - allen voran die unermüdlich die Vorbereitung der Konferenz organisierende Brigitte May. Namentlich hervorgehoben sollen auch die erstmals vollständig von Seiten des MVO gestellten Moderatoren werden, die einfühlsam und doch bestimmt dafür sorgten, dass der für den Konferenzablauf vorgesehene Zeitplan eingehalten werden konnte: Lothar Ebner, Klaus-Peter Fischer, Reinhard Porazik und Peter Redemann sei dank. Monika Müller ist abschließend für die technische Vorbereitung dieses Bandes zu danken.

Berlin, Mai 2004 Jörg Roesler