Zurück zur letzten Seite                    Zur Startseite des Verlages

 

Porr, Madeleine (Hrsg.)

Von Träumen und anderen Wirklichkeiten. – 
Einblicke in das Leben kubanischer Frauen

trafo verlag 2004, 200 S., zahlr. Grafiken kubanischer Künstlerinnen, ISBN 3-89626-430-3, 18,80 EUR

Bestellmöglichkeit direkt beim Verlag, über jede Buchhandlung, über www.buchhandel.de oder auch über www.amazon.de (bitte geben Sie im Suchfeld der Rubrik Bücher die ISBN 3896264303 an) 

nicht mehr lieferbar

 

 

 

Der vorliegende Band 17 der Reihe »Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft« ist ein Beitrag ganz besonderer Art: Unter der inzwischen beachtlichen Literatur über Kuba, seine Geschichte und Gegenwart, die Revolution, die »Spezialperiode« und sogar über die Kubanerinnen gibt es vermutlich kein Buch, das von einer so engagierten »Grenzgängerin« – einer Autorin, die zugleich Außenseiterin und Insider ist – verfasst wurde, denn die Berlinerin Madeleine Porr hat von 1996 bis 2002 in Kuba gelebt und ist tief in die Gedanken- und Gefühlswelt der Menschen dort eingetaucht.

Was in den im Buch erscheinenden acht Interviews mit Kubanerinnen erzählt wird, spiegelt nicht nur einen fesselnden, sehr persönlichen Einblick in die (weibliche) kubanische Geschichte wider, sondern auch die Suche nach Wegen in eine Zukunft für alle, die sich noch an das Paradies erinnern und bereit sind, es mal wieder in gelebte Wirklichkeit zu verwandeln. Die Interviews werden von der Autorin mit einem Einblick in ihre eigene Geschichte sowie mit einer Arbeit der kubanisch-nikaraguanischen Journalistin María López Vigil eingeleitet und von bisher unveröffentlichten Zeichnungen kubanischer Künstlerinnen begleitet.

 

 

Auszüge aus dem Buch: 

»Anfang 1956 erhielt ich formell den Auftrag zur Durchführung aller notwendigen Maßnahmen für den reibungslosen Empfang der Kämpfer um den Rechtsanwalt F. C. in meiner Region und für ihren ungestörten Weitermarsch ins Gebirge. Meine Liebe, ich war überglücklich. Da war sie endlich, die Herausforderung durch eine Aufgabe, auf die ich mich – wie es mir schien – mein ganzes bisheriges Leben vorbereitet hatte. Ich analysierte verschiedene Varianten des Plans für die Landung und bemühte mich, an alles zu denken: von der Verstärkung meines bestehenden Netzwerkes bis hin zu Uniformen, Rucksäcken, Fahnen, Medizin, Laken, Feldbetten, Stiefeln und tausend anderen Details mehr. Ich war in meinem Element. Mit der Zeit begriff die Staatsmacht, welch zentrale Rolle ich im Widerstand gegen sie spielte, und begann, gezielt nach mir zu suchen.« (Celina, 1920-1980)

»Ich könnte mir denken, dass viele Kuba für einen Clown halten, der ununterbrochen lacht, ... denn das Bild, das manchmal von uns gezeichnet und verbreitet wird, ist doch das: Wir lachen immer, wir mögen Rum, die Frauen sind leicht zu haben. Aber die Wirklichkeit ist meiner Meinung nach nicht so. Natürlich zeigen wir uns von unserer besten Seite, wir lächeln die Welt an, zeigen unseren guten Tabak, unseren guten Rum, unsere schönen Frauen, aber was wissen denn die Leute, was hinter der lächelnden Maske steckt? Es stimmt schon, wir sind Menschen, die viel Freude empfinden, denn unser Volk ist sehr solidarisch, wir teilen also auch unsere Freuden miteinander; wir sind überhaupt sehr gefühlvoll. Aber das heißt auch, dass wir, wenn wir Schmerzen empfinden, sehr leiden. Was wissen die Leute, die unser Lächeln sehen, von der Bitterkeit dahinter, von den Enttäuschungen, Problemen, den Sorgen aller Art?« (Rebeca, 43 Jahre)

»Es ist eben so, dass wir hier in Kuba vor dem Zusammenbruch des so genannten sozialistischen Lagers viele Träume hatten und die sind zerstört worden, vielleicht mehr als an irgendeinem anderen Ort auf der Welt. Auch bereits in Wirklichkeit verwandelte Träume sind zerschlagen worden. Aber ich glaube schon, dass es jede Menge Möglichkeiten gibt, den Traum von einem Paradies für die Menschheit zu realisieren – wo ihn doch so viele Leute haben. Und aus vielen Sandkörnern entsteht doch ein ganzer Strand, stimmt's? Es ist eine Utopie, aber ich denke mir, dass die kubanische Revolution und die siebzig Jahre sozialistische Völkergemeinschaft vor ein paar hundert Jahren auch nur eine Utopie waren. Und diese Erfahrungen könnten ja auf irgendeine Weise ein Licht sein für die kubanische Zukunft, nicht wahr?« (Mercedes, 42 Jahre)

»Ich träume von einer perfekten Gesellschaft mit einer starken Wirtschaft, wo alles organisiert ist und doch gleichzeitig gerecht zugeht. Und wo Lust und Liebe in allen Aspekten des menschlichen Zusammenlebens regieren. Wo es nichts Aufgezwungenes gibt und die Menschen von alleine verstehen, was Recht und was Unrecht ist. Aber wenn noch nicht einmal die Europäer zu diesem Gleichgewicht gelangt sind, die uns so viele Jahre Erfahrungen in demokratischem Zusammenleben voraus haben, was können wir dann schon erwarten, die wir so lange unter Fremdherrschaft und Diktaturen gelebt haben? -- Stell dir vor, die ideale Form wäre gefunden: Wäre es nicht wundervoll, im Paradies zu leben?« (María del Carmen, 43 Jahre)

»Für mich gibt es nichts Unmögliches. Ich weiß, dass der Mensch einmal gesagt hat, dass er fliegen wollte, und heutzutage fliegt er ins Weltall, an hunderttausend Orte, sogar auf den Grund des Meeres geht er. Das sind alles Sachen, von denen man früher glaubte, dass sie unmöglich wären, und heute sind sie Wirklichkeit. Ehrlich, ich glaube, dass man alles verwirklichen kann, was man sich vornimmt, wenn man daran glaubt. Wenn man an sich selbst glaubt, an das, was man machen will. Hab ich nicht recht?« (Olivia, 17 Jahre)

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Editorial 7

 

Bevor es losgeht: Danke 9

 

Vorwort 11

 

Einblicke in meine persönlichen Träume und Wirklichkeiten 13

 

»Kubanerinnen: Umrisse für ein Profil, Stimmen für eine Geschichte« 29

von María López Vigil

 

»Wenn ein Traum über eine Wirklichkeit triumphiert« 49

Interview mit Celina

 

»Verrückt vor Freude, meinen Traum verwirklicht zu haben« 83

Interview mit Estrella

 

»Die Heldinnen der Spezialperiode« 97

von María López Vigil

 

»Mein Traum ist, dass Frauen und Männer wieder zusammenfinden« 113

Interview mit María del Carmen

 

»Ich verwirkliche meinen Traum von Liebe und Spiritualität« 125

Interview mit Rebeca

 

»Träume von einer Utopie« 139

Interview mit Mercedes

 

Einführung zum Interview mit Marta 155

Gespräch mit Belkis

 

»Ich träume von einem eigenen Zimmer« 161

Interview mit Marta

 

Einführung zum Interview mit Kenia 179

Madeleine Porr

 

»Eine neue Ära« 181

Interview mit Kenia

 

»Ich glaube, dass nichts unmöglich ist für mich« 189

Interview mit Rebecas Tochter Olivia

 

Nachwort der Autorin 207

 

Kuba-Karte 208

 

Bildnachweis 209

 

Über die Autorin 211