Georg Augustus Wallin. Reisen durch Arabien (1845–1848)

Herausgegeben und übersetzt von Uwe Pfullmann

erstmalige Übersetzung aus dem Englischen, [= Edition Morgenland; Band 1], trafo verlag 2005, 185 S., zahlr. Abb., Hardcover, ISBN (10) 3-89626-401-2, ISBN (13) 978-3-89626-401-5, 39,80 EUR

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Zu den REZENSIONEN

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 9

Bericht einer Reise von Kairo nach Medina und Mekka, über Suez, Arabá, Tawilá, al-Jauf, Jubbé, Háil, und Nejd, im Jahr 1845.

Von dem verstorbenen Dr. GEORG AUGUSTUS WALLIN, Professor für Arabisch an der Universität Helsingfors in Finnland.

Übermittelt durch das SEKRETARIAT. 15

Die während einer Reise durch einen Teil des nördlichen Arabien im Jahr 1848 aufgenommen Notizen. Von Dr. GEORG AUG. WALLIN, aus FINNLAND. 87

Anhang 121

  • Georg August Wallin: die englische Verbindung 121
    W.R. Mead

  • Ein vergessener Forscher von Arabien: G. A. Wallin 129
    M. Trautz

  • Ausgewählte Bibliographie 145

  • I. Werke von Georg August Wallin 145

  • II. Arbeiten zu Georg August Wallin 145

  • Anhang zu Dr. Wallins Artikel 147

  • Liste von arabischen Autoren und im obigen Artikel erwähnte Bücher 152

Bildanhang 155

Anmerkungen 171

Editorische Hinweise und Danksagung 179

Über den Herausgeber und Übersetzer 180

Zum Inhalt

Georg Augustus Wallin wurde im Jahr 1811 geboren. Er war bereits in seiner Jugend davon überzeugt, dass seine Berufung die Erforschung der arabischen Halbinsel sei. Er schrieb eine Doktorarbeit in Latein über die "Hauptunterschiede zwischen klassischem und modernen Arabisch" und erhielt dann ein Stipendium für eine vergleichende Studie der arabischen Dia-lekte. Er war entschlossen, sich als Arzt und Impf-Mediziner auszugeben und verbrachte dann weitere sechs Monate, um diese Fertigkeiten zu erlernen. Im Januar 1844 kam er in Kairo an, wo er ein Jahr blieb, um Kalligraphie und Theologie zu studieren. Er spielte auch die arabische Flöte und erlernte den Koran zu rezitieren. Wallin nahm an Theologie-Kursen an der al-Azhar teil, wo Léon Roches vier Jahre zuvor seine Fatwa präsentiert bekam. In Kairo soll Wallin durch das ägyptische Außenamt beiseite genommen worden sein, das seine Reise ins Innere Arabiens finanziert haben soll. Im Gegenzug sollte er nach seiner Rückkehr diesem über die politischen Entwicklungen dort berichten. Als Deckmantel nahm er dann aber im Gegensatz zu seiner Ausbildung als Impf-Mediziner die Rolle eines Pferdehändlern an. Er hatte keine Schwierigkeit, als Muslim durchzugehen, war ein akribischer Beobachter und entwickelte eine exzellente Technik, Bemerkungen aufzuschreiben, ohne dabei beobachtet zu werden. Er war an allem interessiert, Stammespolitik, alte Inschriften, Topographie, Botanik etc. Unglücklicherweise existieren nur zwei Artikel von Wallin, die in Englisch verfügbar sind. Es sind zwei Artikel, welche reine Faktenlisten darstellen und keinen Lokalkolorit oder spannende Erlebnisse darbieten. Obwohl Seetzen der erste Europäer war, der über al-Dschof berichtete, war Georg Augustus Wallin der erste Europäer, der tatsächlich das Gebiet erreichte. Der Gelehrte Wallin war von der Herkunft und Muttersprache her Schwede, aber in Finnland geboren worden, was damals noch zum zaristischen Rußland gehörte. Dieser wandernde europäische Gelehrte unternahm zwei Reisen nach Nordarabien, die erste im Jahr 1261 h/1845 und die zweite 1264 h/1847–48 und beeindruckte die gelehrten Kreise Europas mit seinen weitreichenden Kenntnissen über Arabien. In seinem Reisebericht ging er auf solche unterschiedlichen Themen wie Stammesmigrationen, Stammesbeziehungen, alte Geschichte, die einheimische Regierung und Verwaltung, Landwirtschaft, Bewässerung, Archäologie und Plätze von archäologischem Interesse ein.

Er verließ im April 1845 von zwei Beduinen begleitet Kairo. Nachdem er den Sinai durchquert hatte und zwei Monate in Maan nahe dem Toten Meer verbracht hatte, ritt er auf geradem Wege in östlicher Richtung durch die Syrische Wüste zu den Brunnen von Waisat, und dann in den Dschof, dem Tor zur Nefud, der roten Wüste, die Arabien im Norden vor ungebetenen Besuchern beschützte. Wallin bewunderte insbesondere die Bewohner des al-Dschof (welches er 1261 h/1845 besuchte), und pries deren Gastfreundschaft und gute Manieren.

Am 1. September 1845 begann er mit der Durchquerung der Nefud. Bei Tag war ihre Route durch zwei Pyramiden aus Steinen und Felsen, die Bergspitzen von cAlam, gekennzeichnet. In der Nacht folgten sie einem Führer, der "den Polarstern auf seinem linken Schulterblatt"[i] fixiert hielt. Am zehnten Tag, fast dehydriert und am Verdursten, erreichten sie die Brunnen von Dschubba. Ein paar Tagesmärsche dahinter lag Hayil, das von Kornfeldern und Gemüsegärten umgeben war und durch die sie umringenden Dschebel Schammar-Berge beschützt wurde. Es war ein gedeihendes, prosperierendes und sicheres Gebiet, und sein Herrscher Abdullah ibn Raschid wurde in weitem Umkreis respektiert. Er verbrachte zwei ausgefüllte Monate in Hayil, aber stellte fest, daß es unmöglich war, seine ursprüngliche Absicht auszuführen, nach Riyad weiter zu wandern, weil die Route unsicher war und ihm das Geld fehlte. Obwohl er er der Auffassung war, daß es "kindische Eitelkeit" sein würde, nach Mekka zu gehen, entschied er, sich einer Karawane von persischen Pilgern anzuschließen und hinunter zur Medina vorgelagerten Küste zu gehen. Als Wallin dann vor Mekka angekommen war, fühlte er sich zu krank und war zu arm, um seine persischen Kameraden zu verlassen, und so ging er mit ihnen, um das Hadsch durchzuführen. Er empfand die schiitischen Pilger als "tölpelhaft und unangenehm", und war froh, sich in Mekka von ihrer Gesellschaft trennen zu können. Ein paar Tage später betrat er Dschidda mit lediglich einem Schilling in der Tasche.

Wallin kehrte nach Kairo zurück und nahm seine Studien wieder auf. Drei Jahre später langte er erneut an der Küste des Roten Meeres an, genau südlich des Sinai. Er landete im Februar 1848 im Rote Meer-Hafen Muwailih und durchquerte die Hedschas-Berge bis Tabuk im Nordwesten des Subkontinents. Hier wanderte er zwei Monate in dem noch von keinem Europäer bereisten Gebiet. In seiner Verkleidung als Pferdehändler ging er weiter nach Taima an den Rand des wahhabitischen Einflußgebietes, um der erste Europäer zu sein, der den Fuß in das wahhabiti-sche Territorium setzte. Auf dem Weg nach Hayil schloß er sich einem halben Dutzend anderen Pferdehändlern an. Seine Durchquerung Nordwestarabiens war eine Pionierleistung. Wallin war stets besorgt, seinen großzügigen Gastgebern niemals zu schaden, indem er zuviel von ihren knappen Lebensmitteln aß und verschenkte im Gegenzug kleine Präsente an Kaffee und Tabak. Er konnte auch diesmal Riyad nicht erreichen, da ein ihm wohl gesonnenes Mitglied der Ibn Raschids ihn warnte, dass er verdächtigt wurde, ein Christ zu sein. Eilig schloss er sich einer Reisegruppe an, die ost- und nordöstlich über Maschhad Ali nach Bagdad ging. Als er Basra erreichte, hatte er keinen Pfennig mehr. "Ich mußte Begehrlichkeiten vermeiden, versage mir Früchte und Kerzen, trage schmutzige Kleidung oder wasche diese ohne Seife... Ich fand mein einziges Vergnügen in den Klagen von unzufriedenen persischen Poeten."[ii] Schließlich wurde er von der britischen Royal Navy gerettet und ihm wurde geholfen, nach Kairo zurückzukehren. Er gab sein Projekt auf, den Jemen zu bereisen. 1850 kehrte er an die Helsingfors (Helsinki)-Universität als Professor für orientalische Sprachen zurück. Zwei Jahre später, als er gerade einen weiteren Besuch in Arabien plante, starb er. Zweifellos gehört Wallin zu den größten Entdecker der arabischen Halbinsel.


[i]. Zit. nach Trench, R.: Arabian travellers..., a.a.O., S. 97.

[ii]. Zit. nach Bidwell, R.: Arabian Travellers..., a.a.O., S. 141.