[= BzG – Kleine Reihe Biographien, Band 3], trafo verlag 2004, 164 S., Abb., Tb, ISBN 978-3-89626-397-1, 10,80 EUR
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Inhaltsverzeichnis
[Vorwort] 7
In Königsberg (1831–1855) 9
Von Lausanne bis Leipzig (1855–1868) 13
Redaktuerin und Übersetzerin für den Verleger Otto Janke (1869–1883) 27
Politische Stimmungen unter dem Sozialistengesetz (1878–1890) 55
Redakteurin an der Zeitschrift „Die Modenwelt. Illustrirte Frauen-Zeitung" (1883–1890) 70
Erzählungen. Novellen. Romane (1883/1884–1897) 79
Autorin in „Kürschners Bücherschatz" (1897) 102
Gedanken zur Stellung der Frau 107
Höhen und Tiefen in zwei Jahrzehnten (1890–1912) 114
Gedenkartikel 127 Minna Kautsky: Elise Schweichel [zum 80. Geburtstag] 127 [Nachruf im „Vorwärts"] 128 Minna Kautsky: Elise Schweichel zum Gedächtnis 129 Ernst Klaar: Elise Schweichel [Nachruf] 132 Anmerkungen 135 Bibliographie 149
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Sie lebte vom 17. September 1831 bis zum 3. Februar 1912 und verdient es, dem Vergessen entrissen zu werden. Denn sie durchlebte ein ungewöhnliches Frauenschicksal. Schon allein als Ehefrau und geistige Partnerin des Schriftstellers, Sozialdemokraten und zeitweiligen Präsidenten des Deutschen Schriftstellerverbandes Robert Schweichel (12. Juli 1821– 25. April 1907) ist ihr Lebensweg herausgehoben, zumal sie ihm 1855 in das Schweizer Exil folgte. Nach der Amnestie für politische Emigranten kehrte sie 1861 mit ihm nach Deutschland zurück. Ihm versuchte sie, Freiräume für sein dichterisches Werk zu schaffen. Die Entstehung seiner Erzählungen und Romane begleitete sie mit „lebhaftem Anteil", stolz auf seine Gestaltungskraft und seine Themenwahl aus Volksbewegungen gegen Fremdherrschaft und Unterdrückung, gegen Ausbeutung und Polizeischikanen.
An der Seite von Robert Schweichel führte Elise zwar kein alltägliches Leben, aber allein hierdurch würde sie nicht aus der typischen Frauenwelt des 19. Jahrhunderts herausragen. Das Besondere an ihr ist, daß sie sich für Frauenemanzipation einsetzte in einer Zeit, als Auffassungen einer angeblich naturgegebenen Minderwertigkeit der Frau deren Stellung in Familie und Gesellschaft prägten. Nicht als Politikerin, sondern seit 1869 als Redakteurin und ab 1883 – mit 52 Jahren – durch die literarische Gestaltung von Frauenschicksalen reihte sie sich ein in die Schar der Verfechterinnen weiblicher Gleichberechtigung. „Es war wohl natürlich, daß ich als Frau zunächst mein Augenmerk auf die Anomalien in der sozialen Stellung des Weibes richtete und seinen Kampf gegen Vorurteile und Egoismus darzustellen suchte", resümierte sie ihr schriftstellerisches Anliegen.
Ihre Novellen und Erzählungen erschienen vor allem in Publikationsorganen der sozialdemokratischen Partei, und sie urteilte als Sozialdemokratin. Mit deren angesehensten Vertretern – Wilhelm Liebknecht und August Bebel – war das Ehepaar Schweichel seit der Rückkehr nach Deutschland aufs engste befreundet; vor allem mit Ernestine Liebknecht und nach deren Tod mit Liebknechts zweiter Frau Natalie fühlte sich Elise herzlich verbunden.
Der Weg zu Elise Schweichel war nicht leicht zu bahnen. Der Nachlaß der Schweichels wurde bisher nicht aufgefunden. Als Mitredakteurin am Feuilleton der „Deutschen Roman-Zeitung" wurde sie nicht genannt, auch nicht von der Zeitschrift „Die Modenwelt. Illustrirte Frauen-Zeitung". Als Übersetzerin von 15 Romanen zeitgenössischer englischer und französischer Autorinnen und Autoren blieb sie anonym. Ihre literarischen Werke erschienen längere Zeit unter ihrem Geburtsnamen Elise Langer.
Eine Würdigung zu ihrem 80. Geburtstag und Nachrufe nennen Titel ihrer Schriften und verweisen auf ihr Werk. Ohne die 110 überlieferten Briefe an ihre Freundin Natalie Liebknecht wären aber weder Persönlichkeit noch Leistung zu erhellen gewesen. Hier fanden sich Hinweise, denen in mühseliger, aber lohnender Suche nachzugehen war. Ihr Lebensweg zeigt: Elise Schweichel gehört zu jenen Frauenpersönlichkeiten im Deutschen Kaiserreich, die sich nicht in das gängige Schema einpaßten, sondern sich als Verfechterinnen von Frauenemanzipation heraushoben.
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