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Horst Helas
Juden in Berlin-Mitte. Biografien – Orte – Begegnungen
2., durchges. u. erg. Auflage, trafo verlag 2001, 312 S.,
zahlr. Abb., ISBN 3-89626-337-4, 39,80 €
Inhaltsverzeichnis
VORWORT 7
(Joachim Zeller)
Vorwort zur 2. Auflage 8
JUDEN IN BERLIN-MITTE – EIN ÜBERBLICK 9
BIOGRAFIEN – ORTE – BEGEGNUNGEN 55
Die Rebhuns 56
- Adele Bogner, geborene Rebhun, Wolfgang Rebhun,
- Barbara Rebhun (Pnina Gutman), Zeev Rebhun 57
Sie und viele andere hatten ein Geschäft in Berlin-Mitte 72
- Hanni Appel, geborene Laufer 73
- Walter Tick (Tikotzki) 78
- Emanuel Spira 84
- Martin Sand 92
- Edith Karpel-Coulson 103
- Siegbert Weinberger und Martin Bettauer 111
- Miriam Heymann, geborene Lobatz 116
Zwei Jungen aus der AHAWAH 121
- Isaak Bergbaum 121
- Otto Weiß 128
Orte und Menschen, Synagogen und ihre Rabbiner 135
- Heinz Alexander 136
- Der Synagogenverein Beth Zion, Brunnenstraße 33 138
- Die Söhne zweier Rabbiner – Nathan Höxter und Sol Landau
– berichten 142
- Das Minna-Schwarz-Heim in der Brunnenstraße 41 151
- Ein verschwundener Ort – das Altersheim in der Litzmannstraße/Gerlachstraße
158
- Flucht aus Deutschland 166
- Regina Schuldenfrei 167
- Rosa Sacharin, geborene Goldschal 171
- Horst Senger 176
- Günter W. Cohn 189
Ich trage eine Nummer auf dem Arm 198
- Max Drimmer / Herman Shine 199
- Bertha Herbst, geborene Jachmann 206
- Jürgen Löwenstein 212
- Frieda Gottesmann, geborene Grabischewski 220
Überlebt in Berlin 232
- Rose Winterfeldt, geborene Lehmann 233
- Herta Drimmer, geborene Zowe 241
- Inge Campbell, geborene Warhaftig 247
- Christiane Butcher, geborene Steuer, über Dr. Ludwig Steuer
250
- Horst Gessner 256
ANHANG 267
Anmerkungen 268
Gedenktafeln in Berlin-Mitte. Eine Übersicht 277
Glossar / Begriffserklärungen 281
Literaturhinweise (Auswahl) 288
Danksagung 297
Bildnachweis 301
Straßenregister 303
Zu den Autorinnen und Autoren 303
GELEITWORT
Die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlins Mitte steht
nicht zufällig an diesem Ort – sie gibt Zeugnis davon, daß bis
zu den Jahren der nationalsozialistischen Terrorherrschaft Berlins Mitte
auch ein Zentrum reichen jüdischen Lebens war. Allerdings befanden
sich hier dann auch nicht wenige Institutionen, von denen aus die Nationalsozialisten
den Völkermord an den europäischen Juden organisierten. Wenige
Jahre eines menschenverachtenden Regimes reichten aus, um nahezu alles, was mit der jüdischen Kultur, Religion und Tradition
verbunden war, zu vernichten.
Am schmerzlichsten aber ist der Verlust der Menschen, die einst Mitbürger
dieser Stadt waren und ihr ein besonderes Gepräge gaben, die vertrieben,
deportiert und in Lagern umgebracht wurden.
Die Autoren des vorliegenden Buches begaben sich auf Spurensuche. Sie
beschrieben Orte früheren jüdischen Lebens im Bezirk Mitte, schildern
das Miteinander von Juden und Nichtjuden in seinem Wandel. Sie bringen
uns am Beispiel von über dreißig Biografien Menschen nahe, die
einmal in Berlin-Mitte wohnten, zur Schule gingen, ein Geschäft besaßen
und denen ein grausames Schicksal widerfuhr, nur weil sie Juden waren.
Beschrieben wird aber auch, wie ehemalige Nachbarn zu Handlangern eines
mörderischen Regimes wurden, viele im Mitläufertum verharrten.
Andere, leider zu wenige, aber auch aktiv und passiv Widerstand leisteten
und den Verfolgten halfen. All dies geschah in den Straßen und Häusern
des Stadtbezirks, in dem wir heute leben.
Das Buch hilft uns beim Erinnern. Es läßt uns das besser
verstehen, was bisher in Inschriften, Mahnmalen und Gedenktafeln sowie
erhalten gebliebenen steinernen Zeugen auf uns gekommen ist. Ein Stück
verlorenes Berlin läßt sich so rekonstruieren. Es soll uns aber
vor allem mahnen, alles zu tun, daß sich Geschichte in dieser Weise
nicht wiederholt. Gerade jetzt, wo zunehmend wieder jüdische Institutionen
nach Mitte kommen und Juden im Bezirk wieder zu Mitbürgern werden,
soll die Erinnerung an die Vergangenheit uns die Verantwortung für
die Zukunft bewußt machen.
In diesem Sinne leistet das vorliegende Buch viel mehr als einen Beitrag
zur Regionalgeschichte. Ein breiter Leserkreis ist ihm zu wünschen,
vor allem unter jungen Menschen, die Träger des Nicht-Vergessens werden
sollen.
Den Autoren wie dem Herausgeber, dem Verein zur Vorbereitung einer
Stiftung Scheunenviertel Berlin e. V., ist es zu danken, daß über
mehrere Jahre Kontakte zu Menschen hergestellt und gepflegt wurden, denen
die Straßen in Mitte einst wohl vertraut waren. Manche von ihnen
leben heute in Berlin, viele in Israel, den USA, Australien oder Großbritannien.
Sie alle haben durch den nationalsozialistischen Massenmord nächste
Angehörige verloren. Die Überlebenden erzählen auch davon.
Deshalb ist dieses Buch zugleich ein Gedenkbuch im doppelten Sinne: die
Verbrechen an den europäischen Juden nicht zu vergessen und das Nachdenken
darüber von Generation zu Generation weiterzutragen.
Joachim Zeller
Bürgermeister von Berlin-Mitte