hrsg. von Elviera Thiedemann. [= Autobiographien, Bd. 4], trafo verlag 2001, Tb, 220 S., ISBN 3-89626-331-5
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Zum Geleit
Erinnern Sie sich noch, wie Sie als Kind auf dem Dachboden knieten und in alten verstaubten Kisten Gegenstände aus längst vergangener Zeit entdeckten? Wie Sie im Halbdunkel Stück für Stück in der Hand hielten, mit großen Augen betrachteten und schließlich zurück an seinen Platz legten, um es bei der nächsten Gelegenheit wieder hervor zu holen?
Ein wenig in die Kinderzeit zurück versetzt fühlte ich mich, als ich vor einigen Jahren Berge vergilbter, teilweise zerrissener Seiten in den Schränken meines Literatenfreundes Horst-Heinz Meyer wie einen Schatz hob. Stundenlang stöberte ich in diesen Blättern mit Lyrik und Kurzprosa aus einer fernen Epoche, die mir nur aus Geschichtsbüchern und Filmen bekannt und für mich vor allem mit Gefühlen der Angst und Beklemmung besetzt war.
Nun fand ich mich plötzlich vermittels schriftlicher Zeugnisse eines jungen Mannes im Paris der 30er Jahre, mit seinem besonderem Flair, konfrontiert mit Kunst und Politik jener Zeit, begegnete der schnüffelnden Schweizer Fremdenpolizei und dem lähmenden Entsetzen nach dem Überfall der Wehrmacht auf Norwegen. Ich war fasziniert von der Lebendigkeit dieser Texte und suchte aus Hunderten Seiten die für mich interessantesten und poetisch gelungensten Arbeiten heraus. Ich schrieb sie in den Computer, ergänzte manch Unleserliches in der Diktion des Autors und brachte sie in die nun vorliegende Form, in der sich ca. 15 Jahre Leben eines Mannes nachvollziehen lassen, der auf die ihm eigene Art gegen den Faschismus kämpfte, der das Glück hatte, mit dem Leben davon zu kommen und sich 1949 – wiederum auf die ihm eigene Art – für einen Neubeginn in der DDR entschied.
Als Titel für diesen Band wählte ich eine Gedichtzeile Horst-Heinz Meyers, nach der auch der Inhalt gewichtet ist: Wir hatten noch Zeit an die Liebe zu denken...
Denn den Mittelpunkt der Sammlung bilden keine wesentlich neuen historischen Erkenntnisse oder die ständig präsente Angst vor Verfolgung und Tod, unter der ja alle Emigranten litten. Es sind vielmehr die Gefühle eines Menschen, der in dieser Zeit einfach seine Jugend lebte und sich selbstverständlich auch Momente unbeschwerter Liebe gestattete. Verschiedenste Facetten des Menschseins, unverwechselbaren persönlichen Glücks werden sichtbar, zuweilen im dichterischen Bunde mit dem proletarisch-revolutionären Anspruch eines Weinert oder Majakowski, aber auch getragen von einer frivolen Leichtigkeit, die an Zola erinnert und an Miller’schen Voyeurismus. Ein sehr persönliches Geschichtsbuch, gefüllt mit Erlebnissen und Erschütterungen, die den heute 87jährigen noch immer beunruhigen.
Elviera Thiedemann
Berlin, September 2001
* * *
Zum Geleit 5
Vorwort 7
Lehre eines jungen Mannes 19
Schönheiten des Exils 20
Paris, rue du Capitaine Ferber 21
Sei bitter gegrüßt, heiße Kälte! 31
Oslofjord, ganz früh, ganz früh... 32
ohne Titel 34
ohne Titel 35
Zehrendes Begehren 36
ohne Titel 37
Und dann? 38
Regentag im Norden 39
Achtung, Herr Hauptmann Krüger! 40
Naziparade in Oslo 42
Den plötzlich gekommenen lieben Landsleuten 43
Gespräche mit deutschen Soldaten 44
Sieben Jahre nach dem Abi 48
ohne Titel 49
Die Stimme aus dem Dunkeln 50
Eva Mjren 51
Song der großen Ungeduld 52
Die jammernden Scharfsinner oder Exilintellektuelle 53
Nordmarka 54
Franz Heinrich 55
Der Nebel spricht am Oslofjord 61
Beim Hören im Felsenkeller 62
erwarten und drängen 63
Andrea Molla Ording! 64
Wald und Oslofjord 65
Juli so grau 66
Flüchtlinge in Europa 67
Bei Bygdry 69
"Deutsche Zeitung in Norwegen" war empört... 70
Ausnahmezustand 70
ohne Titel 71
ohne Titel 72
Wir sprachen mit deutschen Soldaten 73
In diesem September 74
In Sachen Stefan George 75
Nordmarka 76
"Deutsche" Zeitschrift (Macht in Literatur) 77
ohne Titel 78
Olga, Olga... 79
Kannst du? 83
Der Sommer 1940 84
Olga, ich such dich 85
Glauben Sie, dass ich ein Mörder bin? 86
ohne Titel 90
Suchen und Finden 91
Kriegsweihnachten im besetzten Lande 92
An Stefan George 95
Achtung – Grenze! 96
Grenze 98
Herr Pedell 99
Sehnen, Sehnen, Sehnen... 103
Eine Frage in Stockholm 104
Ich, der Pauker von Niklashausen 105
Iva (I) 108
Bitteres Liebeslied 109
Fahre im neutralen Land... 110
ohne Titel 112
Iva (II) 113
Vergessen, vergessen?! 114
Des Leidens Sinn 115
Hinterher? 116
Ansprache an den Herren des Todes 117
Abgeleierte Moral 118
Im Schärengarten 119
ohne Titel 120
ohne Titel 121
ohne Titel 122
Stalingrad 123
Socialstyrelsen/Fremdenpolizei 124
Warten auf das Exilende (Seelenwühlen) 125
ich bin den alten träumen begegnet 126
Nach dem Vortrag eines Genossen, der aus Deutschland kam 127
Den Heuchlern – nicht nur zu Hause! 128
Wir Immerklugen 129
an Mary, Franka, Ziporah, Esther 130
ohne Titel 131
danach 132
ohne Titel 133
Als ich einen Fragebogen unterschreibe: "Wünschen Sie nach dem Krieg die norwegische Staatsbürgerschaft?" 134
Beim Lesen nazi-"deutscher" Zeitschriften 136
Die bittere Frage 137
Berliner Rundfunk: Hier spricht Berlin! 138
Felsenberg und grüne See 139
Berlin 140
Dem deutschen Spießer 141
Das war die Zeit 144
Dem Maler aus Finnland 145
Fragt nicht nach den Worten, fragt nach ihrem Tun! 146
Fremdsein heißt Entbehren 148
ohne Titel 149
Im Januar am Mälarsee 150
Frühlingswinter 151
Stockholmer Sommernacht 1947. Ich traf ihn auf der Kungsgatan 152
Danach 156
Das Erbe des Bösen? 157
Von der Schönheit der – zweiten – Emigration 158
Norwegens Küste 159
Bei Skarpnäck 160
Illo, Illo, Ingelohre 160
ohne Titel 161
Wunsch 161
Im Kalten Krieg 162
Zweimal Holmenkollbahn 163
Einmal nach Jahrzehnten 164
Bisex am Schnee 165
Und die Heimkehr 170
Am Berge Kolsas 171
Abschied? 172
An Bord des MS "Björgvin" (I) 173
An Bord des MS "Björgvin" (II) 174
An Bord des MS "Björgvin" (III) 175
Rundblick von der Tryvannshoyda 176
Rückblick ins Exil 176
Zum Schnellzug nach Berlin Stettiner Bahnhof, bitte einsteigen, die Türen schließen und Vorsicht bei der Abfahrt des Zuges! 177
Laut spricht das Licht 178
ohne Titel 179
Anfrage 180
Von den Richtigen abgeholt 181
Aufruhr auf Lyngö 184
Illusion 186
Ein Nachmittag am Fernsehturm 188
Bilder aus dem Leben von Horst-Heinz Meyer 213
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