Rockel, Irina

“Wilhelm Gentz. Briefe einer Reise nach Ägypten und Nubien 1850/1851”

bearbeitet und herausgegeben von Irina Rockel, [= Cognoscere Historias, Bd. 14], trafo verlag 2004, 231 S., zahlr. hist. Abb., ISBN 3-89626-322-6, 28,80 EUR

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Rezensionen

Mirjam von Lambrecht-Benda, geb. Gentz (1938) über ihren Vater

"Meinen Vater lockten Formen und Farben, die Weite der Welt, die Vielgestaltigkeit des Lebens. So kam er nach Ägypten zu einer Zeit, wo dort noch keine Eisenbahnen verkehrten. Nach dieser, an Bildern und Skizzen fruchtbaren Reise kehrte er zurück... in Berlin saß ihm der Kronprinz oft Modell. Oft besuchte ihn auch die Kronprinzessin, und sie brachte die Prinzen und Prinzessinnen mit. Zu Hause fühlte sich mein Vater am wohlsten. Bei uns verkehrten daher nur interessante Persönlichkeiten. Oft kam er auch mit seinem Jugendfreund aus der geliebten Heimat, Theodor Fontane, zusammen."

 

Aus der historischen Rezension des Werkes durch den Literaturkritiker Hermann Weiss in der Nummer 16 des 'Deutschen Kunstblattes' der Zeitschrift für bildende Kunst und Baukunst, dem Organ der deutschen Kunstvereine, vom 17. April 1853

"In anziehender Weise schildert der Verfasser in diesen Briefen seine mannigfachen Erlebnisse und die mächtigen Eindrücke, deren er hier zuerst, im Angesicht der Pyramiden und der todesstarren Wüste teilhaftig wurde. Wie sich in allen diesen Schilderungen der besonnene, geistig verarbeitende Mensch kundgibt, so zeigt sich dagegen in den Erzählungen überall der mit Reiseunannehmlichkeiten und unerwarteten Abenteuern wohl vertraute Künstler ...

Gern folgen wir demnach auch auf dieser Reise seiner Anschauungsweise und geben uns so willig den Eindrücken hin, die teils die endlose Wüste mit ihren vereinzelten Gebirgstrümmern und halb versandeten, von der Sonne gebleichten Skeletten, teils die massigen, zu beiden Seiten des Stromes lagernden Tempelruinen, auf ihn ausübten.

Mit Vergnügen hören wir den Verfasser von den Kulturzuständen der oberen Nilanwohner erzählen, mit um so größerem Vergnügen, als es ihm dabei gelingt, uns nicht nur mit Worten, als vielmehr mit wahrhaften Bildern. "In anziehender Weise schildert der Verfasser in diesen Briefen seine mannigfachen Erlebnisse und die mächtigen Eindrücke, deren er hier zuerst, im Angesicht der Pyramiden und der todesstarren Wüste teilhaftig wurde. Wie sich in allen diesen Schilderungen der besonnene, geistig verarbeitende Mensch kundgibt, so zeigt sich dagegen in den Erzählungen überall der mit Reiseunannehmlichkeiten und unerwarteten Abenteuern wohl vertraute Künstler ...

Gern folgen wir demnach auch auf dieser Reise seiner Anschauungsweise und geben uns so willig den Eindrücken hin, die teils die endlose Wüste mit ihren vereinzelten Gebirgstrümmern und halb versandeten, von der Sonne gebleichten Skeletten, teils die massigen, zu beiden Seiten des Stromes lagernden Tempelruinen, auf ihn ausübten.

Mit Vergnügen hören wir den Verfasser von den Kulturzuständen der oberen Nilanwohner erzählen, mit um so größerem Vergnügen, als es ihm dabei gelingt, uns nicht nur mit Worten, als vielmehr mit wahrhaften Bildern zu unterhalten."

 

Wilhelm Gentz war Orientmaler. War er nicht zu Studien unterwegs oder auf Reisen weit entfernt von seiner Heimat, lebte er überwiegend in Neuruppin oder Berlin. Hier in Neuruppin wurde er 1822 geboren, 1890 verstarb er in Berlin. Gentz war in erster Linie Künstler, aber er schrieb auch, hielt Vorträge, arbeitete als Senator der Bildenden Künste in der Preußischen Königlichen Akademie der Künste in Berlin.

Wilhelm Gentz war ein anerkannter und hochdekorierter Künstler und zählt zu den Bahnbrechern des künstlerischen Orientalismus im Preußen des 19. Jahrhunderts. Der zu Lebzeiten geschätzte Künstler wurde von der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts jedoch nahezu vergessen, bis ihm anlässlich seines 100. Todestages im Jahre 1990 eine ständige Ausstellung im Museum seiner Heimatstadt Neuruppin gewidmet und schließlich sein Leben und Werk zum wissenschaftlichen Forschungsgegenstand wurde. Irina Rockel gebührt das Verdienst, diesen Künstler wieder in unser Gedächtnis geholt zu haben.

 

Das vorliegende Buch erschien erstmals 1853 in Berlin und enthält Briefe einer Reise des damals knapp 30jährigen Kunststudenten Wilhelm Gentz aus Neuruppin. Die über 14 Monate währende Reise nach Ägypten und Nubien war für den später außerordentlich erfolgreichen und anerkannten Maler mit der Spezifika des Orients ausschlagggebend in der Hinwendung der Thematik, die er mit seiner Wohnsitznahme in Berlin ab 1857 in der Kunst Preußens etablieren konnte. Die Briefe enthalten zahlreiche Beobachtungen vor Ort und sind geprägt von einem aufklärerisch geprägten Weltbild sowie von einem ständigen Vergleich des Orients mit dem vermeintlich gesellschaftlich fortschrittlichen Okzident.

Die Reisebriefe von Wilhelm Gentz erfuhren zur Zeit der Herausgabe eine hohe öffentliche Beachtung und sind Bestandteil der Reiseliteratur wissenschaftlicher Orientreisender, die einen sehr individuellen Aufschluss über die Geschichte der Afrika-Entdeckung und  -forschung geben.

Insbesondere verdienen die Reisebriefe auch Beachtung aufgrund der Tatsache, dass der Maler Wilhelm Gentz als einer der erfolgreichsten und hochdekorierten Maler im Preußen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erst an der Schwelle des neuen Jahrtausends dem kunsthistorischen Vergessen entrissen werden konnte.

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Zum Geleit 9

Einleitung 13

 

Briefe aus Ägypten und Nubien    31

 

Vorrede         33

Briefe         45

1.Marseille, den 10. März 1850         45

2.Kairo, den 30. März 1850         47

3.Kairo, den 21. April 1850         56

4.Kairo, den 1. Juni 1850     70

5.Kairo, den 3. Juli 1850         84

6.Kairo, den 3. August 1850         92

7.Kairo, den 29. August 1850         94

8.Kairo, den 1. Oktober 1850         100

9.Kairo, den 2. November 1850         108

10.Am Bord des Margusch 1850         110

(Eshneh) den 16. November 1850         110

den 19. November 1850         117

11.Zwischen Dandur und Korosko, 24. November 1850         119

Derí und Ibrim, den 26. November 1850         130

Techka, den 27. November 1850         131

Gustul Addendahn, den 30. November 1850         132

12.Vom zweiten Nilkatarakt, vom 3. Dezember 1850         133

Wadi-Halfa, den 4. Dezember 1850         134

Ipsambul, den 7. Dezember 1850         137

Assuan, den 13. Dezember 1850         138

13.Edfou, den 18. Dezember 1850         140

Dendehrah, den 1. Januar 1851         143

14.Konstantinopel, den 4. April 1851         152

15.Korfu, den 20. April 1851         164

Anmerkungen zum Originaltext         169

Glossar                     175

Personenglossar         177

Ausgewählte, weiterführende Literatur von und zu Wilhelm Gentz         191

Bildanhang                             195

Bildnachweis                 225

Zur Reihe COGNOSCERE HISTORIAS             227

Über die Herausgeberin         231