Zurück zur letzten Seite
Zur
Startseite des Verlages
Demokratie und
Arbeiterbewegung in der deutschen Revolution von 1848/49
Bleiber,
Helmut / Dlubek, Rolf / Schmidt, Walter (Hrsg.): “Demokratie und
Arbeiterbewegung in der deutschen Revolution von 1848/49.
Beiträge
eines Kolloquiums zum 150. Jahrestag der Revolution von 1848/49 am 6./7.
Juni 1998 in Berlin”,
[=
Gesellschaft - Geschichte - Gegenwart, Bd.
22], trafo verlag 2000, 288 S., ISBN 3-89626-226-2, 36,80 EUR
=>
Lieferanfrage
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Die Herausgeber
Grußwort 11
Manfred Neuhaus
Vormärz
Die “soziale Republik” in der frühproletarischen Verfassungsdebatte.
Kontinuitäten und Brüche vor und während der Revolution
13
Waltraud Seidel-Höppner
Freiheitsrechte, Demokratie und soziale Frage im Rotteck-Welckerschen
Staatslexikon 26
Helmut Asmus
“Im Hochland fiel der erste Schuß ...” (Freiligrath). Der Sonderbundskrieg
in der Schweiz 1847 35
Wolfgang Büttner
Spottlied und Gassenhauer im Vormärz: die “Muckerlieder” 42
Kurt Wernicke
Revolution und Arbeiterbewegung
Demokratie und Arbeiter in der Revolution 1848/49 52
Rolf Weber
Die Landarbeiter in der deutschen Revolution von 1848/49 66
Helmut Bleiber
Die Revolution von 1848 und der Bund der Kommunisten 76
Martin Hundt
Die Druckvarianten der “Neuen Rheinischen Zeitung” 83
Francois Melis
Die 48er Revolution und die Anfänge der Gewerkschaftsbewegung in
Deutschland am Beispiel der Schriftsetzer und Buchdrucker 101
Gerhard Fischer
Die Deutsche Legion aus der Schweiz – eine Arbeiterfreischar der badisch-
pfälzischen Revolutionsarmee 1849 108
Rolf Dlubek
Die Frankfurter Nationalversammlung und das Recht auf Arbeit 144
Gunther Hildebrandt
Demokratische Bestrebungen in der Revolution
Das Revolutionslied 1848 153
Inge Lammel
Demokratische Vereine in Städten des preußischen Regierungsbezirks
Frankfurt/Oder während des Revolutionsjahres 1848 167
Volker Klemm
Lothar Bucher – ein Führer in der Revolution von 1848/49 178
Fritz Gebauer
Proletarische und jüdische Emanzipation in der Revolution von 1848
189
Mario Keßler
Die Gegenrevolution
Preußische Gegenrevolution und Bismarcksche Revolution von oben
200
Konrad Canis
Constantin Frantz (1817–1891) und die Revolution von 1848/49 220
Helmut Meier
Die Rolle Prinz Wilhelms von Preußen im Lager der Konterrevolution
226
Karl-Heinz Börner
Folgen und Erbe
Die Vereinsgesetzgebung in Thüringen nach der Revolution von 1848/49
234
Gerd Fesser
Die Revolutionsrezeption in den Jubiläumsjahrestagen 1873 – 1898
– 1923 243
Walter Schmidt
Schlußwort 279
Helmut Meier
Zu den Autorinnen und Autoren 283
Auszug
Vorwort
Der historiographische Ertrag des 150. Jubiläums von 1848 in der Bundesrepublik
Deutschland ist bedeutend. Niemals zuvor erschienen innerhalb von Monaten
derartig viele Buchpublikationen zur Revolution 1848/49. Eine vorläufige,
sicher unvollständige Bibliographie zählt rund 100 selbständige
Veröffentlichungen, von einer Vielzahl von Beiträgen in Zeitschriften
und anderen Printmedien ganz abgesehen. Die starke Beachtung und Würdigung
dieses Themas ist Ausdruck und Bestätigung des Umstandes, daß
die Revolution von 1848/49 von der Mehrheit der akademisch installierten
Historikerzunft der Bundesrepublik erstmals als das zentrale Ereignis der
deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts verstanden wird; eine Bewertung,
die die DDR-Historiographie stets vertreten hatte, die Generationen von
deutschen Historikern jedoch der preußisch-kleindeutschen Reichsgründung
von 1870/71 vorbehielten.
Der vorliegende Band, der die Beiträge zugänglich macht,
die auf einem von der “Hellen Panke” zur Förderung von Politik, Bildung
und Kultur e.V., dem Gesellschaftswissenschaftlichen Forum e.V. und der
Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V. am 6. und 7. Juni 1998 in Berlin veranstalteten
Kolloquium vorgetragen wurden, unterscheidet sich von allen anderen durch
den 150. Jahrestag von 1848 veranlaßten Publikationen in zweierlei
Hinsicht: Erstens bezüglich des beteiligten Personenkreises und zweitens
hinsichtlich des Themas. Die Autoren, denen die genannte Veranstaltung
ein Forum wissenschaftlicher Präsenz und Diskussion bot, sind ausnahmslos
ehemalige DDR-Historiker. Diese Eingrenzung war seitens der Veranstalter
nicht beabsichtigt, sondern Folge der Verhinderung eingeladener Historiker
aus der Alt-BRD bzw. unzureichender materieller Möglichkeiten (keine
Reisekostenfinanzierung).
Die thematische Besonderheit besteht in seiner inhaltlichen Schwerpunktsetzung.
Entsprechend dem großen Gewicht, das das demokratische Kräftepotential
im Verlauf der deutschen Revolution besaß, und der enormen Bedeutung,
die den Beziehungen von sich emanzipierender Arbeiterbewegung und allgemein-demokratischer
Bewegung schon im Vormärz und dann vor allem im Revolutionsjahr zukam,
wurden Entwicklungsprobleme der deutschen Vormärz- und 1848er Demokratie,
in die die politisch sich engagierende Arbeiterbewegung lange Zeit entweder
organisatorisch integriert oder mit ihr zumindest politisch eng verbunden
war, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Damit machte das Kolloquium einen
Problemkomplex zu seinem Anliegen, dem sich die marxistische Revolutionsgeschichtsschreibung
seit jeher verpflichtet fühlte. Dies schien um so dringlicher, als
speziell die Arbeiterbewegung in den bislang aus Anlaß des 1848er
Revolutionsjubiläums erschienenen Publikationen teils völlig
vernachlässigt, teils nur mehr beiläufig berücksichtigt
wurde.
Dieser Tatbestand liegt im allgemeinen Entwicklungstrend geschichtswissenschaftlichen
Forschungsinteresses. Die Arbeiterbewegung war Jahrzehnte hindurch ein
durchaus bevorzugter Gegenstand historischer Forschung und Darstellung
der etablierten Geschichtswissenschaft der Alt-BRD. Das Scheitern des sozialistischen
Versuchs in Europa in den Jahren 1989 bis 1991 und die damit verbundene
Reintegration der betroffenen Länder in die bürgerlich-kapitalistische
Gesellschaftsordnung haben zu einem spürbaren Erlahmen des Interesses
an der Geschichte der Arbeiterbewegung geführt. Der vorliegende Band
kann auch als Plädoyer für die Überzeugung verstanden werden,
daß das Thema Arbeiterbewegung keineswegs erledigt ist, sondern weiterhin
aktuell bleibt.
Doch wurde das Schwerpunktthema keineswegs isoliert von der weiten
Dimension der 1848er Revolutionsbewegung erörtert. Der Band bietet
zugleich neue Forschungsergebnisse über die Aktivitäten und Konzepte
von Gegenspielern der demokratischen und proletarischen Revolutionäre.
Auch wird schließlich der komplizierten und widerspruchsvollen Rezeptionsgeschichte
des Revolutionserbes nachgegangen.
Januar 1999
Die Herausgeber