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trafo verlag 2005, 449 S., Abb., 3-89626-218-1, 39,80 EUR
Das vergangene Jahrzehnt hat alle in der Periode Stalin in der Sowjetunion
entwickelten und dann auf andere Staaten übertragenen Partei-, Staats- und
Ideologiemodelle gründlich ausgerottet. Lediglich eins seiner Werke hat den Höllensturz
von 1990 überlebt: Die geltende Staatsgrenze zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und der Republik Polen.
Um deren Verteidigung hat sich in den vergangenen Jahren eine widersprüchliche
Gesellschaft versammelt: In Deutschland Helmut Kohl und Erich Honecker, unter
den Polen Wojciech Jaruzelski, Lech Walesa sowie Papst Johannes Paul II., ein
gleiches Bild in Frankreich und Großbritannien, auch bei den Präsidenten der
USA. Hauptperson des Buches aber ist der Generalsekretär des Zentralkomitees
der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Josef Wissarionowitsch Stalin, der
Mann, der wie keine andere Gestalt der Weltgeschichte zur Vernichtung der von
Marx beeinflussten Arbeiterbewegung beigetragen hat.
Der Autor zeigt, dass Josef Stalin Hauptinitiator und unentwegter Einpeitscher
dieser Grenze war. Dabei geht er weit, bis zur mittelalterlichen Ostbewegung,
zurück. Von dorther führt er die Analyse bis in die Gegenwart. Er untersucht
die Antworten polnischer wie tschechischer Eliten auf jenen Vorgang, sowie
Stalins Aktivitäten zu deren Realisierung bis zur und während der Potsdamer
Konferenz. Er schildert den durch die Naziaggression ermöglichten nationalen
Gegenschlag in den einstigen Ostprovinzen, die Situation der deutschen Zivilbevölkerung,
die Gebietsaneignung und die "wilden" Vertreibungen bereits vor
Potsdam. Große Aufmerksamkeit erfährt die Aufnahme der Vertriebenen in den
deutschen Besatzungszonen und ihre ersten Schritte zur Selbstorganisation, die
letzten Endes zur Stärkung der konservativen Kräfte in der BRD führte. Schließlich
beschreibt der Autor die vergeblichen Vorschläge aus dem linken Spektrum zu
einer vernünftigen Grenzlösung, darunter solche von Marx und Engels oder dem
DDR-Dissidenten Wolfgang Harich.
Bei der Recherche konzentrierte sich der Autor auf ältere, realsozialistische
Dokumenteneditionen und Monographien wie auch auf Material neuesten Datums. Er
vermittelt so dem Leser unerwartete Einblicke in Vorgänge, von denen mancher
bisher geglaubt hat, da gäbe es nichts Neues mehr zu sagen.
Vorbemerkung 15
1. Die deutsche Ostkolonisation und slawische Antworten 21
1.1. Der Weg nach Osten 21
1.1.1. Die deutsch-slawische Sprachgrenze 21
1.1.2. Die Voraussetzungen 22
1.1.3. Die Ostwanderung 23
1.1.4. Die Wirkungen der Ostsiedlung 27
1.2. Die polnische Reaktion 29
1.2.1. Das feudale Polen 29
1.2.2. Zarenträume 29
1.2.3. Erste Pläne 30
1.2.4. Konkrete Vorstellungen 31
1.2.5. Die Masuren 32
1.2.6. Polonia restituta 38
1.2.7. Die polnische Exilregierung 38
1.3. Die tschechoslowakische Schweiz 40
1.3.1. Vor dem Oktober 1918 40
1.3.1.1. Der Panslawismus 40
1.3.1.2. Die österreichische Arbeiterbewegung 42
1.3.2. Die Annektion Deutsch-Böhmens 44
1.3.2.1. Das Jahr 1918 44
1.3.2.2. Das Jahr 1919 48
1.3.3. Der Kampf um die Gleichstellung 1920–1933 50
1.3.3.1. Innenpolitische Entwicklung 50
1.3.3.2. Zwei Nationalismen 52
1.3.3.2.1. Die Beteiligung deutscher Parteien an der Regierung 52
1.3.3.2.2. Die Sozialdemokraten 54
1.3.3.2.3. Die Kommunisten 54
1.3.4. Der braune Angriff 1933–1938 57
1.3.5. Das Urteil der Historiker in DDR und TschSR 64
2. Der nationale Gegenschlag (Oktober 1938–1948) 67
2.1. Das große Komplott 67
2.1.1. Die deutsch-sowjetischen Verträge vom Herbst 1939 – Stalins erster Strich 67
2.1.2. Die europäischen Kommunisten zwischen Herbst 1939 und Juni 1941 71
2.1.3. Die Oder-Neiße-Grenze im Spiel 76
2.1.3.1. Moskau 1941 und Teheran 1943 76
2.1.3.2. Britische Verhandlungen mit Polen 81
2.1.3.3. Sowjetische Deutschlandpläne 85
2.1.4. Der zweite Strich – Der geheime polnisch-sowjetische Grenzvertrag vom Juli 1944 87
2.1.4.1. Brückenkopf nach Polen: der Landesnationalrat (LNR) und der Bund Polnischer Patrioten (BPP) 87
2.1.4.2. Die Nachtgespräche der Kremlmafiosi 89
2.1.4.3. Das Ausbringen des Tarnnetzes 92
2.1.4.4. Die Moskauer Kapitulation der Westmächte 93
2.1.4.5. Zusammenfassung 96
2.1.5. Das tschechoslowakische Exil 98
2.1.5.1. Die Benesch-Evolution 98
2.1.5.2. Die Sozialdemokraten – letzter Versuch mit Benesch 105
2.1.5.3. Die Kommunisten – jeden Winkelzug mit Stalin 106
2.2. Zeit der Verwandlung: Die deutsche Zivilbevölkerung in den Oder-Neiße-Gebieten 112
2.2.1. Die Operationen der Roten Armee in Ostdeutschland 112
2.2.2. Die Flucht 113
2.2.3. Die Front 114
2.2.4. Die Vergewaltigung – überall und immer 114
2.2.5. Der erfolglose Kampf um Disziplin 117
2.2.6. Zwangsarbeit in der UdSSR 121
2.2.7. Die Zahl der Toten 126
2.2.8. Über den deutschen Anteil 129
2.3. Die nationale Offensive 133
2.3.1. Die Politik der vollendeten Tatsachen (Polen) 133
2.3.1.1. Machtübernahme 133
2.3.1.2. Die Zurückgebliebenen: Vertreibung vor Potsdam 138
2.3.1.3. Die “Nationale Front” der Polen nach dem Krieg 145
2.3.1.4. Internationale Reibereien 147
2.3.1.4.1. Die Krimkonferenz 147
2.3.1.4.2. Schwanken vor Ort 150
2.3.1.4.3. Churchills Nach-Jalta-Frust 153
2.3.2. Die böhmische Hatz – 1945–1946 155
2.3.3. Die ungarische Ausnahme 165
2.4. Potsdam – die alliierte Strafe oder Stalins dritter Strich 165
2.4.1. Streitpunkt Nr.1: Was ist Deutschland? 168
2.4.2. Streitpunkt Nr.2: Polnische Besatzungszone oder polnische Verwaltung? 168
2.4.3. Streitpunkt Nr.3: Östliche (Glatzer) Neiße oder Westliche (Lausitzer)? 170
2.4.4. Streitpunkt Nr.4: Wohin gehören Stettin und Königsberg? 174
2.4.5. Streitpunkt Nr.5: Vertreibung oder nicht? 175
2.4.5.1. Stalins 1. Lüge: Die Unabdingbarkeit einer polnischen Verwaltung 175
2.4.5.2. Stalins 2. Lüge: Die Ostprovinzen sind ohne deutsche Bevölkerung 176
2.4.5.3. Stalins 3. Lüge: Die Polen haben durch ihre Arbeit Besitzansprüche erworben 178
2.4.5.4. Die moralischen Bedenken von Premierminister Churchill 179
2.4.5.5. Stalin unter Wahrheitszwang 179
2.4.5.6. Benesch erinnert an die Sudetendeutschen 180
2.4.5.7. Die Arbeit am Vertreibungsbeschluß 181
2.4.5.8. Stalin läßt die Katze aus dem Sack 183
2.4.5.9. Truman gibt nach 184
2.4.5.10. Stalins Taktik 186
2.4.6. Der Alliierte Kontrollrat 197
2.4.7. Potsdam heute 198
3. Anhaltendes Magendrücken 205
3.1. Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken: Getreu dem Komplott vom Juli 1944 205
3.1.1. Der Geheimvertrag in der internationalen Historiographie 205
3.1.2. Ohne Bruch mit Stalin 205
3.2. Sowjetische Besatzungszone und Deutsche Demokratische Republik: Zwischen Marx und Stalin 207
3.2.1. Die SED – Der Weg einer “Arbeiterpartei” 207
3.2.1.1. Die Identifizierung der Emigrations-KPD mit der neuen Grenze 207
3.2.1.2. Der Gründungsparteitag der SED 209
3.2.1.3. Die kritische Phase der SED 210
3.2.1.4. Der Rückweg zu Ulbrichts Linie 213
3.2.1.5. Die Friedensgrenze 220
3.2.1.6. Die Periode Erich Honecker 228
3.2.2. Ankunft in der Sowjetischen Besatzungszone 228
3.2.2.1. Größenverhältnisse 228
3.2.2.2. Die Lage der Ankömmlinge 229
3.2.2.3. Reaktion der KPD 230
3.2.2.4. Organisierte Eingriffe 230
3.2.2.5. Aussicht auf eine eigene Organisation 231
3.2.2.6. Wirkung der Boden- und Industriereform 232
3.2.2.7. Verlauf der Integration 233
3.2.2.8. Tabu-Bruch durch die Schriftsteller 235
3.3. Westliche Besatzungszonen und Bundesrepublik Deutschland: Geglückte Integration? 237
3.3.1. Die BRD und ihre östlichen Neubürger 237
3.3.1.1. Die Anfänge 237
3.3.1.2. Maßnahmen der Bundesregierungen und der politischen Parteien 238
3.3.1.3. Der Prozeß der Integration 242
3.3.1.4. Das deutsche Tabu und die Literatur der BRD 245
3.3.2. Der Bund der Vertriebenen/Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände (BdV) 247
3.3.2.1. Vorformen von Vertriebenenorganisationen 247
3.3.2.2. Die Charta der Vertriebenen 248
3.3.2.3. Der Bund der Vertriebenen (BdV) 250
3.3.2.4. Der Westdeutsche Flüchtlingskongreß und der Bund der Landvertriebenen (BdL) 254
3.3.2.5. Der Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) 255
3.3.2.6. Entwicklungen innerhalb des BdV 257
3.3.2.7. BdV-Gruppierungen 261
3.3.2.8. Die aktuellen Ziele des Bundes der Vertriebenen 262
3.3.2.8.1. Die Rückgabe des Eigentums 262
3.3.2.8.2. Die Rückkehr in die alte Heimat 264
3.3.2.8.3. Der Anschluß an den deutschen Staat 265
3.4. Polen: Deutscher bleiben oder Pole werden? 268
3.4.1. Der Warschauer Grenzvertrag vom August 1945 268
3.4.2. Die Zurückgebliebenen – Vertreibung nach Potsdam oder Vertreibung in Raten 268
3.4.3. Die erste Verifizierung – Bekenntnis zum Polentum 271
3.4.4. Die große Verifizierung – Liebe zu Polen, mit Gewalt 272
3.4.5. Die fünfziger Jahre 273
3.4.6. Tauwetter 274
3.4.7. Zweite und dritte Ausreisewelle 274
3.4.8. Die deutsche Minderheit 275
3.5. Tschechien: Wiederholung oder Überwindung stalinistischer Stereotype? 279
3.5.1. Kommunistische Deutung 279
3.5.2. Die “sanfte” Revolution 281
3.5.3. Benesch als EU-Bremse 282
3.5.4. Kritische Tschechen 287
3.5.5. Panslawistische Überreste 289
3.5.6. Tschechisch-deutscher Alltag 291
3.6. Ungarn: Humanität in der Unmenschlichkeit 293
4. Die verratene sozialistische Lösung 295
4.1. Marx und Engels über eine deutsch-polnische Grenze 295
4.2. Das Friedensangebot Sowjetrußlands 299
4.3. Die Kommunistischen Parteien Deutschlands und Polens 300
4.4. Die erste Kritik durch einen deutschen Kommunisten: August Thalheimer 303
4.5. Der letzte Versuch einer Korrektur: Wolfgang Harich 303
4.6. Die Kollektivschuldthese 304
4.7. Die Oder-Neiße-Lücke der Stalinismus-Kritik 313
5. Anlagen 321
5.1. Dokumente 321
Anlage 1: Josef Seliger im “Kampf”, Wien 1918 321
Anlage 2: Die Resolutionen von Teplitz 1919 321
Anlage 3: Abkommen zwischen der Regierung der UdSSR und dem PKNB über die polnisch-sowjetische Grenze, 27.07.1944, Moskau (Auszug) 322
Anlage 4: Erlebnisse junger Ostpreußen mit der Roten Armee und polnischen Plünderern 323
Anlage 5: Führungsdokumente der sowjetischen 19. Armee 325
Anlage 6: Polnische Dekrete und Gesetze 330
Anlage 7: Tschechoslowakische Dekrete und Gesetze 332
Anlage 8: SED-Funktionäre gegen die Oder-Neiße-Grenze 336
Anlage 9: Tadeusz Siegfried Willan, Ein geknechteter Mensch oder ein gefährlicher Neubekehrter? 339
5.2. Verzeichnis der benutzten Quellen 344
5.3. Verzeichnis der Personen 361
5.4. Ortsnamenkonkordanz 374
5.5. Verzeichnis der Abkürzungen 377
6. Anmerkungen 382