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Behrend, Hanna / Döge, Peter

Nachhaltigkeit als Politische Ökologie.

- Eine Kontroverse über Natur, Technik und Umweltpolitik

 

[= Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft, Bd. 14], trafo verlag 2001, 167 S., ISBN 3-89626-171-1, 14,80 EUR

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Inhaltsverzeichnis

 

Editorial 7

 

KAPITEL I

Was ist Natur? Verhältnis des Menschen zur Natur und ökologische Folgen   11

 

KAPITEL II

Die Nachhaltigkeitsdebatte. Kapitalismus-, Industrialismus- und Technikkritik   29

 

KAPITEL III

Stillstand in der Umweltpolitik. Suche nach alternativer Technik   37

 

KAPITEL IV

Nachhaltigkeit und patriarchal-kapitalistisches Gesellschaftssystem 93

 

KAPITEL V

Nachhaltigkeit als Politische Ökologie 143

 

Literaturverzeichnis 159

 

Über die Autoren 167

 

 

 

EDITORIAL

In dieser Reihe nehmen ost- und westdeutsche Akademikerinnen und Akademiker nun seit 1995 das Wort zu Grundproblemen unserer Zeit.

Aus einem ostdeutschen Gemeinschaftsprojekt, dem sich westdeutsche TeilnehmerInnen und AutorInnen hinzugesellten, entwickelte sich in kritischer Auseinandersetzung miteinander die Schriftenreihe "Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft", die neue, übergreifende Fragestellungen aufnehmen und an die Öffentlichkeit bringen will. In die bisher erschienenen Bände gingen die konkreten Erfahrungen und Schlussfolgerungen der ostdeutschen AutorInnen aus dem Scheitern des realsozialistischen Versuchs ebenso ein wie die auf einer ganz andersartigen Sozialisation beruhenden Sichtweisen auf gesellschaftsrelevante Problemstellungen der westdeutschen AutorInnen und MitarbeiterInnen. Wir erkannten diese Differenz an und nutzten sie bewusst. Das erwies sich als eine Bereicherung der Zusammenarbeit zwischen AutorInnen, Beirat, Herausgeberin und Verlag und hat uns dabei geholfen, das im Sinne einer menschenfreundlicheren Gesellschaft Zukunftsträchtige in Vergangenheit und Gegenwart wahrzunehmen und zur Diskussion zu stellen.

"Nachhaltigkeit als politische Ökologie" behandelt unserer Meinung nach ein für die Schriftenreihe "Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft" unverzichtbares Thema. Unverzichtbar, weil, wenn es uns um eine menschenwürdigere Zukunft geht, zu dieser ein neues Natur- und Umweltverständnis gehört. Ein sinnvolles "gutes Leben", an dem alle Menschen, gleich welcher Klasse, Ethnie, welchen Geschlechts und Alter, in welchem Teil unserer Erde lebend, teilhaben können, erfordert eine gesunde, vielfältige und unzerstörte Umwelt unter menschen-, tier- und pflanzenfreundlichen Bedingungen. Dem würden vermutlich die meisten Menschen zustimmen. Weniger einig dürften sie allerdings darüber sein, wie dies herbeizuführen wäre und wie eine Umweltpolitik, die uns dieser Vision näher bringen könnte, aussehen müsste.

Eine wichtige Voraussetzung, um sich darüber ein kompetentes Bild zu machen, ist unserer Auffassung nach die Kenntnis der bisherigen umweltpolitischen Überlegungen, Visionen, Argumentationen, Programme. Als wir dieses Buch planten, wollten wir zunächst eine Darstellung der bisherigen umweltpolitischen Vorstellungen und Überlegungen vorlegen. Bald wurde aber klar, dass jeder solcher Abriss vor allem die Auffassungen und Überzeugungen des Autors über das von ihm/ihr favorisierte Umweltkonzept präsentieren würde. Dieses stünde dann als DIE Antwort auf bisher keineswegs endgültig geklärte Fragen unwidersprochen im Raum. Da kam uns der Einfall, die Überlegungen des Autors zum Thema Nachhaltigkeit als politische Ökologie in einem Dialog den Zweifeln, Einwänden und Entgegnungen einer Gesprächspartnerin gegenüberzustellen. Ein fiktiver Briefwechsel schien uns ein geeignetes Medium für diese Debatte, die dem Leser/der Leserin die Problematik des Themas und seine vielen widersprüchlichen Facetten zeigen sollte. Es ergab sich, dass sich zwei Gesprächspartner für unser Projekt fanden, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten: Sie repräsentieren bereits in ihren Personen wesentliche soziale Differenzen unserer Zeit: Geschlecht, Alter, soziale, regionale und politische Herkunft.

Peter Döge, geboren im Jahr des Berliner Mauerbaus 1961 in Bayern, ist ein "Neuberliner" aus dem Westen. Er ist promovierter Politologe, schon als Student politisch engagiert in der Friedens- und Umweltbewegung und speziell aktiv in der Forschungs- und Technologiepolitik. Als kompetenter Kenner nicht nur der (west)deutschen Ökologiebewegung, sondern auch der umweltpolitischen- und theoretischen Fachliteratur, der seine ökologischen Überzeugungen auch lebt, stellt er die Umweltbewegung, ihre Vorkämpfer und Visionen in seinen Briefen vor.

Hanna Behrend, einer Generation zugehörig, die Heimatverlust und Emigration kennenlernte und in der Ostzone und späteren DDR eine Heimat fand, dort studieren konnte, aber auch die Ambivalenzen des realsozialistischen Regimes gegenüber WestemigrantInnen erlebte, hat Jahrzehnte lang StudentInnen englische Sprache und Literatur gelehrt. In den 80er Jahren erweiterte sie ihr interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Thema "Englische und irische Arbeiterliteratur" zu einem, das feministische Studien und die Literatur ethnischer Minderheiten einschloss. Trotz kritischer Distanz zu vielen Erscheinungen in der DDR blieb sie dem Sozialismus-Experiment bis zu dessen Scheitern treu. In der Wendezeit, für sie eine Zeit der Hoffnungen, Illusionen und des Bilanzziehens, engagierte sie sich im UFV (Unabhängigen Frauenverband) und ist bis heute auch noch mit dem ZiF (Zentrum für interdisziplinäre Frauenforschung an der Humboldt-Universität) verbunden. Wie Peter Döge ist auch sie – die Herausgeberin dieser Reihe – publizistisch und als Vortragende sowie als Seminarleiterin tätig.

In unserem Dialog, den wir auch als ein Beispiel politischer Kultur im Umgang mit Meinungsverschiedenheiten und inkompatiblen Auffassungen vorstellen wollen, haben wir nicht jede Meinungsverschiedenheit "ausdiskutiert", sondern bestimmte, uns weniger bedeutsam vorkommende Differenzen stehen gelassen. Trotz wesentlich unterschiedlicher Auffassungen über unser Thema gibt es, wie wir am Schluss formulieren, auch entscheidende Übereinstimmungen: Wir sind beide überzeugt davon, dass ein gesellschaftlicher Wandel, der diesen Namen verdient, also ein grundlegender Umbau unserer patriarchal-kapitalistischen Gesellschaft in Richtung auf ein sinnvolles, existenzsicherndes, angstfreies Leben für alle Menschen unverzichtbar ist und dass der Schutz unserer natürlichen Umwelt ebenso dazu gehört wie ein Ende der Diskriminierung und Verfolgung von Menschen wegen ihrer Klasse, ihres Geschlechts, ihrer ethnischen, nationalen, religiösen oder anderen sozialen Zugehörigkeit. Unser Konsens erwächst aber auch aus unserer Zuversicht, dass die Menschen potentiell imstande sind, eine solche Veränderung zu bewirken.

Für unser Buch erhoffen wir uns Leserinnen und Leser, die sich wie wir mit den divergierenden Standpunkten zum Thema aktiv auseinandersetzen und sich ihre eigene Meinung dazu bilden und die aber auch, bei allen Differenzen im einzelnen und vielleicht sogar in wichtigen Teilfragen einen gemeinsamen Nenner mit unseren Absichten im Bemühen um produktive, menschenfreundliche Veränderung finden können.

Peter Döge Hanna Behrend

 

Über die Autoren

 

Hanna Behrend, Dr. phil. habil., lehrte englische Sprache und Literatur sowie feministische Theorie u.a. an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen über deutsche und englische Geschichte und Literatur, über marxistische und feministische Literaturtheorie, Literatur schwarzer Schriftstellerinnen, seit der Wende 1989 auch über ostdeutsche Probleme. Seit 1994 Herausgeberin der Schriftenreihe Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft. 2008 verstorben.

e-Mail: hbehrend@gmx.net

 

Peter Döge, Dr. rer. pol., geb. 1961, Tätigkeiten in Wissenschaft und Politik, Gründer und Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des Berliner Instituts für anwendungsorientierte Innovations- und Zukunftsforschung e.V. (IAIZ), tätig als Politik- und Organisationsberater, Lehrbeauftragter an verschiedenen Hochschulen, Zahlreiche Veröffentlichungen zum Verhältnis von Technik-Politik-Geschlecht sowie zur Männer- und Geschlechterforschung, zuletzt u.a.: Männlichkeit und Politik. Krise der fordistischen Naturverhältnisse und staatliche Forschungs- und Technologiepolitik in der Bundesrepublik Deutschland, Bielefeld 1999.

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