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Ewa Eschler

Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring (1775–1833). 
Ein Wanderleben in Europa und ein vergessenes literarisches Werk

trafo verlag 2005, 344 S., zahlr. Abb., ISBN 3-89626-150-9, 29,80 EUR, Subskriptionspreis bis 30.10.2005 = 29,80 EUR

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Biografische Studien zu Vertreterinnen der Romantik sind seit den 60er Jahren ein bevorzugtes Genre. Die feministische Literaturwissenschaft und die historische Frauenforschung weisen darüber hinaus neue feministische, sozialkritische und psychoanalytische Arbeiten über die "Geschlechterdebatte" und über Weiblichkeitsmuster der romantischen Literatur auf. Sie präsentieren neue Werkeditionen und neue Arbeiten zum Leben und Schreiben der Frauen der Romantik.

Über Sophie La Roche, Karoline von Günderrode, Bettina von Arnim, Caroline Michaelis-Böhmer-Schlegel-Schelling, Dorothea Mendelssohn-Veit-Schlegel und Sophie Schubart-Mereau-Brentano entstanden durch die Entwicklung der feministischen Literaturwissenschaft beeinflusste Monographien.

Allein seit beispielsweise 1990 entstanden sieben literarische Biografien, Dissertationen oder Habilitationen über das Leben und Werk von Bettina von Arnim, drei über Sophie Schubart-Mereau-Brentano, drei über Karoline von Günderrode, drei über Sophie La Roche, eine über Caroline Michaelis-Böhmer-Schlegel-Schelling und eine über Dorothea Mendelssohn-Veit-Schlegel. Diese Schriftstellerinnen fanden noch zusätzlich Beachtung in einigen Studien zum Zeitalter der Romantik.

Die 1775 in Berlin geborene und 1833 in Reval gestorbene Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring fand trotz der skizzierten Entwicklung kaum Beachtung. Neben Romanen und Erzählungen verfasste sie Gedichte, Balladen, Theaterkritiken, Briefe, Dramen, Märchen und einen Essay. Ihr ganzes Leben widmete sie der Literatur. Sie war in den intellektuellen Kreisen allgemein bekannt. Sie war über mehrere Jahrzehnte eine berühmte Schriftstellerin und begehrte Mitarbeiterin von Almanachen und Zeitschriften. Ihr Name war den deutschsprachigen Lesern in Berlin, Rom, München, Heidelberg und Reval vertraut. Sie nahm an der Herauskristallisierung der Berliner Romantik und an der damaligen Geschlechterdebatte aktiv teil. Sie bestimmte den Anfang der europäischen Entwicklung der Frauenliteratur mit. Aus diesen Gründen kann sie als eine bedeutende Schriftstellerin aus der Zeit der Romantik gelten. Ihre Biographie, die bekannte Namen romantischer Schriftsteller, Herausgeber und Philosophen, berühmte Zeitschriften und Orte der damaligen Zeit beinhaltet, ist ein spannendes Forschungsfeld.

Bis heute, 170 Jahre nach ihrem Tod, wird Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring in den modernen Schriftstellerinnenlexika nur im historisch-kulturellen Kontext oder in Verbindung zu den berühmten Romantikern erwähnt. Die traditionelle Literaturgeschichte berücksichtigt Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring allenfalls als Teil der Biographie Ludwig und Friedrich Tiecks, August Ferdinand Bernhardis oder August Wilhelm Schlegels. Nur in wenigen Nachschlagewerken zur Romantik begegnet man kurzen Anmerkungen, die über ihr Leben und ihre literarischen Arbeiten Auskunft geben. Das literarische Werk von Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring ist weitgehend unbeachtet geblieben und aufgrund von wenigen Erstveröffentlichungen und dem Fehlen von Editionen schwer zugänglich. Viele ihrer Werke erschienen anonym oder unter einem anderen Namen (Ludwig Tieck, August Ferdinand Bernhardi, August Wilhelm Schlegel). Einige Texte liegen immer noch nur handschriftlich vor oder man kann sie verstreut in einigen Schriften finden. Andere wurden in Sammlungen veröffentlicht. Es existiert keine Gesamtausgabe ihrer Werke und keine vollständige Briefsammlung Sophie Tiecks. Viele ihrer Briefe sind in Ludwig Tiecks und August Wilhelm Schlegels Briefsammlungen verstreut zu finden. Die zweite und zugleich letzte Herausgabe ihres Romans "St. Evremont" fand 1845 statt. Im Jahre 1847 wurden die ersten Erzählungen der debütierenden Autorin zum letzten Mal in Altenburg von ihrem Sohn Wilhelm Bernhardi herausgegeben.

Ihre Lyrik ist oft nur in ihren Briefen vorzufinden. "Donna Diana ein Lustspiel in drei Aufzügen", Trauerspiele in Fragmenten, Gesänge, einige Briefe und Gedichte liegen in der Deutschen Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin im Manuskript vor.

Die Autorschaft einiger Texte, die in den "Straußfedern" und "Bambocciaden" publiziert wurden, ist bis heute umstritten. Durch die Anonymität ihrer frühen Texte lassen sich ihre frühen Erzählungen nur anhand von zeitgenössischen Bibliographien und Literaturgeschichten nachweisen. Aufgrund der fehlenden Quellen können anonyme Kritiken und Rezensionen für das "Berlinische Archiv der Zeit und des Geschmacks" nicht mehr belegt werden. Auch ihre Beiträge (wahrscheinlich Gedichte) für die Werke ihres Bruders Ludwig Tieck bleiben weiterhin unbekannt. Weil vieles nur in Fragmenten handschriftlich überliefert worden ist, lässt sich vermuten, dass einiges verloren gegangen ist. Es existieren keine Manuskripte aus ihren späteren Lebensstationen in Erwita und Reval. Aus diesem Grund können vielleicht einige Werke gar nicht dokumentiert werden. Einige von ihren Briefen und Dramen wurden bis heute nicht transkribiert.

Seit 1847 gab es nur im Jahre 2000 eine einzige Neuedition ihrer "Wunderbilder und Träume in elf Märchen" im trafo verlag.

Trotz der Neuedition bleibt Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring bis heute weitgehend unbekannt. Woran liegt das, dass sie im Verlaufe des 19. Jahrhunderts in Vergessenheit geriet? Wie konnte es geschehen, dass sie trotz der Wiederentdeckung zahlreicher schreibender Frauen des 18. und 19. Jahrhunderts im Schatten der berühmten Frauen der Romantik steht, im Schatten von Frauen, die durch ihre Briefsammlungen, Gedichte, Salons- oder Elitezugehörigkeit bekannt wurden?

Die Forschungsarbeit von Ewa Eschler geht diesen Fragen detailliert nach.

 

Inhaltsverzeichnis

 

EINLEITUNG 9

 

1. Zum Untersuchungsgegenstand 9

2. Aufbau der Arbeit und Quellenlage 15

3. Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring als Gegenstand der Forschung 18

3.1. Kritik der Zeitgenossen und Sekundärliteratur zum Werk von Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring 18

3.2. Kritik der Zeitgenossen an der Person Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring 25

3.3. Sekundärliteratur zum Leben von Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring 28

 

LEBENS- UND SCHREIBUMSTÄNDE 35

1. Kindheit und Jugend 1775–1794 35

1.1. Lebensbedingungen in Berlin am Ende des 18. Jahrhunderts 35

1.2. Die Tiecks – eine Handwerkerfamilie, Begeisterung für Literatur und Theater, Zugang zur Bildung 37

1.3. Trennung von Ludwig Tieck – Briefwechsel 45

1.4. Erste Schreibversuche: Komödien, Briefe, Gedichte und Kritiken 52

1.5. Freundschaft mit Schmohl und mit Wilhelm Heinrich Wackenroder 55

1.6. August Ferdinand Bernhardi – Sophies zukünftiger Ehemann 61

1.7. Missverständnisse zwischen Sophie und Ludwig Tieck, Ludwig Tiecks Rückkehr nach Berlin 63

 

2. Im Kreis der Berliner Romantik 1795–1798 77

2.1. Geselligkeit am Mollard’schen Weinberg, Hintergründe und Bedingungen von Sophie Tiecks schriftstellerischem Debüt 77

2.2. Sophie Tiecks schriftstellerisches Debüt – "Straußfedern" 81

2.3. Das Ende der Geselligkeit am Mollard’schen Weinberg 97

2.4. Konflikt zwischen Ludwig Tieck und August Ferdinand Bernhardi 100

 

3. Das Ehe- und Familienleben mit August Ferdinand Bernhardi 1799–1804 105

3.1. Sophie Tiecks Ehe mit August Ferdinand Bernhardi 105

3.2. Schreiben als Beruf, ein literarischer Freundschaftsbund 108

3.3. Die Liebesbeziehung zu August Wilhelm Schlegel 111

3.4. Sophie Tieck als Mutter 117

3.5. Sophie als anerkannte Schriftstellerin 124

3.6. Geschwisterbeziehung und die Reise nach Dresden 140

3.7. Ursachen der Ehekrise und Scheidung 148

3.8. Zur Bedeutung der Freundschaft im Leben Sophie Tiecks 160

3.9. Abreise aus Berlin 163

 

4. Auf dem Weg zur Selbstbestimmung und Unabhängigkeit 1804–1812 169

4.1. Reisen : Weimar, Liebenstein, Dresden, Teplitz, Weimar, München 169

4.2. Die scheinbare Freiheit des neuen Lebens mit Carl Gregor von Knorring 174

4.3. Sophie Tiecks Verhältnis zu August Ferdinand Bernhardi und AugustWilhelm Schlegel 176

4.4. Die Zeit der Geselligkeit in Rom 181

4.5. Der Scheidungsprozess und der Kampf um das Sorgerecht 185

4.6. Finanzielle Schwierigkeiten und Isolation in Rom, Einsamkeit und Geldprobleme in Prag, Wiener Geselligkeit 193

4.7. Der Kampf um das Sorgerecht und die Flucht aus Wien, Geldprobleme und der Verlust des ältesten Sohnes Wilhelm in München 200

4.8. Sophie Tieck als erfolglose Autorin 1804–1807 204

4.9. Bruch der Freundschaft mit Ludwig Tieck im Jahre 1806 208

4.10. Sophie Tiecks zweite Ehe mit Carl Gregor von Knorring 214

4.11. Die Außenseitersituation und Aussichtslosigkeit in München 218

4.12. Zusammenfassung: Sophie Tieck als Schriftstellerin 1804–1812 221

 

5. Leben in Livland und Estland 1812–1833 229

5.1. Reise nach Livland, die Ostseeprovinzen – eine deutsche Kolonie 229

5.2. Das Leben in Arroküll 1812–1820, Bedingungen für die literarische Arbeit 235

5.3. Reise nach Deutschland 1819/20, Aufenthalt in Dresden 248

5.4. Heidelberg als neuer Wohnsitz, die Werke der Heidelberger Zeit 254

5.5. Abschied von Deutschland 266

5.6. Erwita 1822–1830 268

5.7. Sophie Tiecks Beziehung zu ihren Brüdern 273

5.8. Literarische Arbeit in Erwita 277

5.9. Letzte Lebensjahre und Tod in Reval 1830–1833 285

 

ZUSAMMENFASSUNG 293

LEBENSDATEN 301

WERKVERZEICHNIS 311

LITERATURVERZEICHNIS 317

BILDANHANG 329

 

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