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Küttler, Werner / Meier Helmut (Hg.)

Gibt es erledigte Fragen an die Geschichte? – Beiträge eines wissenschaftlichen Kolloquiums aus Anlaß
des 65. Geburtstages von Walter Schmidt am 1. Juli 1995 in Berlin

[= Gesellschaft, Geschichte, Gegenwart, Band 5], trafo verlag, Berlin 1996, 2. ergänzte Aufl., 169 S., ISBN 3-89626-095-2, 29,80 EUR

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Zum Inhalt

Der Band enthält die vorgetragenen bzw. nachträglich eingereichten Beiträge des Kolloquiums aus Anlaß des 65. Geburtstages von Walter Schmidt, das unter dem "provokanten" Titel: "Gibt es erledigte Fragen an die Geschichte?" stand. Dieser Titel nahm Bezug auf Äußerungen des Jubilars in einem Artikel in der Wochenzeitung "Sonntag" aus dem Jahre 1981.

Mit Walter Schmidt wurde durch diese Veranstaltung eine Wissenschaftler-Persönlichkeit geehrt, deren Ausbildung und Wirken mit der DDR auf das engste verbunden ist. Der Jubilar gilt international als einer der besten Kenner der Geschichte der bürgerlich-demokratischen Revolution von 18848/49 in Deutschland. Besonders intensiv hat sich Walter Schmidt mit der Frühgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung gewidmet. Darüber hinaus galt sein Interesse der nationalen Frage in der deutschen Geschichte sowie der Geschichte der Geschichtswissenschaft der DDR. In diesem Band legt sein Beitrag über die Arbeiterbewegung und Demokratie in den 1848er Revolutionsforschungen der DDR Zeugnis sowohl von seiner außerordentlichen Sachkunde als auch von seiner kritisch-selbstkritischen Haltung ab. Die Spannweite seiner Interessen fand in dem Kolloquium ebenfalls ihren Niederschlag. Es wurden Beiträge zur Biographik der Geschichte der Arbeiterbewegung, zur Marx-Engels-Forschung, zur Ideologiegeschichte, zur nationalen Problematik in der deutschen Geschichte und zu theoretischen Fragen der Geschichte vorgetragen. Auch der kritische Geist des Jubilars durchzog die Beiträge.

Wolfgang Küttler und Wolfgang Eichhorn warfen interessante Fragen zum Thema Offenheit und Determinanten des geschichtlichen Geschehens und seiner Interpretation auf. Im Grunde unterbreiten die Autoren ihre Überlegungen zu Grundfragen der marxistischen Geschichtsbetrachtung einst und fürderhin.

Karl Drechsler macht mit Diskussionen in der amerikanischen Historiographie und Politologie um die Bewertung des Kalten Krieges bekannt, die einen unbefangenen Umgang mit dieser Problematik erkennen lassen, von denen man in Deutschland noch sehr weit entfernt ist.

Helga Schultz und Helmut Bleiber greifen das Thema Nation und Nationalismus in der deutschen Geschichte auf. Beide beziehen dabei neueste Tendenzen der Behandlung dieses Gegenstandes mit ein. Namentlich Bleibers Auseinandersetzung mit nihilistischen Standpunkten in der "linken" Szene dürfte dabei für viele von besonderem Reiz sein.

Hermann Klenner und Rolf Richter wenden sich in ihren Beiträgen Aspekten des Erwerbsverständnisses in der DDR zu. Der Rechtswissenschaftler und -philosoph übt dabei scharfe Kritik an dem in der DDR so abwertenden Verständnis des rechtshistorischen Erbes. Rolf Richter liefert einen Beitrag zur Antifaschismus-Diskussion in der Gegenwart, in dem er über uneingelöste Seiten des antifaschistischen Anspruchs der kommunistischen Bewegung in der DDR schreibt.

Helmut Meier äußert sich auf dem Hintergrund langjähriger Forschungen über das Geschichtsbewußtsein in der DDR zum individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit Geschichte, das stets dem Spannungsverhältnis zwischen wissenschaftlicher Durchdringung und politischer Instrumentalisierung unterworfen ist.

Eine ganze Reihe von Beiträgen ist biographischen Forschungen zur Geschichte der sozialistischen- und Arbeiterbewegung gewidmet. Während Martin Hundt über Desiderate und Defizite reflektiert, liefern Ursula Herrmann und Rolf Dlubek konkrete Beiträge zu biographischen Forschung markanter Persönlichkeiten. Auf besonderes Interesse dürfte der außerordentlich interessante Beitrag von Jacques Grandjonc und Hans Pelger über den Owenisten John Goodwyn Barmby und seine Erkundungsreise zu den Sozialisten nach Paris treffen.

Der Band wird abgerundet durch eine ausführliche Bibliographie der wissenschaftlichen Arbeiten von Walter Schmidt.

Wenn auch die zu den Vorträgen geführte Debatte nicht erfaßt ist, gibt der Band doch ein getreues Bild von Inhalt und Verlauf dieses ergiebigen Kolloquiums. Die Beitrage stellen eine erfrischende und anregende Mischung von konkreten Untersuchungen und den Versuchen weiterer theoretischer Durchdringung von Problemen der historischen Forschung dar. Keiner der Autoren will Abschließendes zu seinem Gegenstand postulieren. Allen ist die Absicht gemeinsam, zu den von ihnen bearbeiteten Themen in eine Diskussion einzutreten. Dafür unterbreiten sie ihre Angebote.

Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit

Wie offen ist die Geschichte? – Bemerkungen zu unerledigten Fragen aus der und an die DDR-Historiographie.
Wolfgang Küttler

Schwierigkeiten historischen Denkens
Wolfgang Eichhorn

Der Kalte Krieg und sein Ende. – Aktuelle Debatten in den USA. Ein Symposion der Zeitschrift "Diplomatic History"
Karl Drechsler

Der deutsche Nationalismus in historischer Perspektive
Helga Schultz

Die Nation – Ein Kunstprodukt der Moderne?
Helmut Bleiber

Über Kontinuität und Diskontinuität in Recht und Rechtswissenschaft
Hermann Klenner

Über Uneingelöstes im Antifaschismus der deutschen kommunistischen Bewegung
Rolf Richter

Geschichtsbewußtsein – Ideologie oder adäquater Umgang mit Geschichte ?
Helmut Meier

John Goodwyn Barmby und seine "Social Mission" nach Paris im Sommer 1840
Jacques Grandjonc / Hans Pelger

Einige Gedanken zur Biographik der Arbeiterbewegung
Martin Hundt

Der Briefwechsel zwischen Friedrich Engels und Johann Philipp Becker als unausgeschöpfte biographische Quelle
Rolf Dlubek

Zum Lebensweg Ferdinand Simons (1862 - 1912)
Ursula Herrmann

Arbeiterbewegung und Demokratie in den 1848er Revolutionsforschungen der DDR. Leistungen und Defizite
Walter Schmidt

Schlußbemerkungen
Walter Schmidt

Bibliographie der wissenschaftlichen Arbeiten von Walter Schmidt

 
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