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Küttler, Werner / Meier Helmut (Hg.)
[= Gesellschaft, Geschichte, Gegenwart, Band 5], trafo verlag, Berlin 1996, 2. ergänzte Aufl., 169 S., ISBN 3-89626-095-2, 29,80 EUR
Der Band enthält die vorgetragenen bzw. nachträglich
eingereichten Beiträge des Kolloquiums aus Anlaß des 65. Geburtstages von Walter
Schmidt, das unter dem "provokanten" Titel: "Gibt es erledigte Fragen an die
Geschichte?" stand. Dieser Titel nahm Bezug auf Äußerungen des Jubilars in einem
Artikel in der Wochenzeitung "Sonntag" aus dem Jahre 1981.
Mit Walter Schmidt wurde durch diese Veranstaltung eine
Wissenschaftler-Persönlichkeit geehrt, deren Ausbildung und Wirken mit der DDR
auf das engste verbunden ist. Der Jubilar gilt international als einer der
besten Kenner der Geschichte der bürgerlich-demokratischen Revolution von
18848/49 in Deutschland. Besonders intensiv hat sich Walter Schmidt mit der
Frühgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung gewidmet. Darüber hinaus galt sein
Interesse der nationalen Frage in der deutschen Geschichte sowie der Geschichte
der Geschichtswissenschaft der DDR. In diesem Band legt sein Beitrag über die
Arbeiterbewegung und Demokratie in den 1848er Revolutionsforschungen der DDR
Zeugnis sowohl von seiner außerordentlichen Sachkunde als auch von seiner
kritisch-selbstkritischen Haltung ab. Die Spannweite seiner Interessen fand in
dem Kolloquium ebenfalls ihren Niederschlag. Es wurden Beiträge zur Biographik
der Geschichte der Arbeiterbewegung, zur Marx-Engels-Forschung, zur
Ideologiegeschichte, zur nationalen Problematik in der deutschen Geschichte und
zu theoretischen Fragen der Geschichte vorgetragen. Auch der kritische Geist des
Jubilars durchzog die Beiträge.
Wolfgang Küttler und Wolfgang Eichhorn warfen interessante Fragen zum Thema
Offenheit und Determinanten des geschichtlichen Geschehens und seiner
Interpretation auf. Im Grunde unterbreiten die Autoren ihre Überlegungen zu
Grundfragen der marxistischen Geschichtsbetrachtung einst und fürderhin.
Karl Drechsler macht mit Diskussionen in der amerikanischen Historiographie
und Politologie um die Bewertung des Kalten Krieges bekannt, die einen
unbefangenen Umgang mit dieser Problematik erkennen lassen, von denen man in
Deutschland noch sehr weit entfernt ist.
Helga Schultz und Helmut Bleiber greifen das Thema Nation und Nationalismus
in der deutschen Geschichte auf. Beide beziehen dabei neueste Tendenzen der
Behandlung dieses Gegenstandes mit ein. Namentlich Bleibers Auseinandersetzung
mit nihilistischen Standpunkten in der "linken" Szene dürfte dabei für viele von
besonderem Reiz sein.
Hermann Klenner und Rolf Richter wenden sich in ihren Beiträgen Aspekten des
Erwerbsverständnisses in der DDR zu. Der Rechtswissenschaftler und -philosoph
übt dabei scharfe Kritik an dem in der DDR so abwertenden Verständnis des
rechtshistorischen Erbes. Rolf Richter liefert einen Beitrag zur
Antifaschismus-Diskussion in der Gegenwart, in dem er über uneingelöste Seiten
des antifaschistischen Anspruchs der kommunistischen Bewegung in der DDR
schreibt.
Helmut Meier äußert sich auf dem Hintergrund langjähriger Forschungen über
das Geschichtsbewußtsein in der DDR zum individuellen und gesellschaftlichen
Umgang mit Geschichte, das stets dem Spannungsverhältnis zwischen
wissenschaftlicher Durchdringung und politischer Instrumentalisierung
unterworfen ist.
Eine ganze Reihe von Beiträgen ist biographischen Forschungen zur Geschichte
der sozialistischen- und Arbeiterbewegung gewidmet. Während Martin Hundt über
Desiderate und Defizite reflektiert, liefern Ursula Herrmann und Rolf Dlubek
konkrete Beiträge zu biographischen Forschung markanter Persönlichkeiten. Auf
besonderes Interesse dürfte der außerordentlich interessante Beitrag von Jacques
Grandjonc und Hans Pelger über den Owenisten John Goodwyn Barmby und seine
Erkundungsreise zu den Sozialisten nach Paris treffen.
Der Band wird abgerundet durch eine ausführliche Bibliographie der
wissenschaftlichen Arbeiten von Walter Schmidt.
Wenn auch die zu den Vorträgen geführte Debatte nicht erfaßt ist, gibt der
Band doch ein getreues Bild von Inhalt und Verlauf dieses ergiebigen
Kolloquiums. Die Beitrage stellen eine erfrischende und anregende Mischung von
konkreten Untersuchungen und den Versuchen weiterer theoretischer Durchdringung
von Problemen der historischen Forschung dar. Keiner der Autoren will
Abschließendes zu seinem Gegenstand postulieren. Allen ist die Absicht
gemeinsam, zu den von ihnen bearbeiteten Themen in eine Diskussion einzutreten.
Dafür unterbreiten sie ihre Angebote.
Zum Geleit
Wie offen ist die Geschichte? – Bemerkungen zu unerledigten Fragen aus der
und an die DDR-Historiographie. Schwierigkeiten historischen Denkens Der Kalte Krieg und sein Ende. – Aktuelle Debatten in den USA. Ein Symposion
der Zeitschrift "Diplomatic History" Der deutsche Nationalismus in historischer Perspektive Die Nation – Ein Kunstprodukt der Moderne? Über Kontinuität und Diskontinuität in Recht und
Rechtswissenschaft Über Uneingelöstes im Antifaschismus der deutschen kommunistischen
Bewegung Geschichtsbewußtsein – Ideologie oder adäquater Umgang mit Geschichte
? John Goodwyn Barmby und seine "Social Mission" nach Paris im Sommer
1840 Einige Gedanken zur Biographik der Arbeiterbewegung Der Briefwechsel zwischen Friedrich Engels und Johann Philipp Becker als
unausgeschöpfte biographische Quelle Zum Lebensweg Ferdinand Simons (1862 - 1912) Arbeiterbewegung und Demokratie in den 1848er Revolutionsforschungen der DDR.
Leistungen und Defizite Schlußbemerkungen Bibliographie der wissenschaftlichen Arbeiten von Walter
Schmidt
Wolfgang Küttler
Wolfgang Eichhorn
Karl Drechsler
Helga Schultz
Helmut Bleiber
Hermann Klenner
Rolf Richter
Helmut Meier
Jacques Grandjonc / Hans Pelger
Martin Hundt
Rolf Dlubek
Ursula Herrmann
Walter Schmidt
Walter Schmidt
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